FILISTINA 2016

 

ueberschriftas

Fili(ohneText)MONTAG, 15.02.
Künst­ler­haus Hannover

ERÖFFNUNG
mit anschlie­ßen­dem Empfang für gela­dene Gäste

Aeham Ahmad, ein paläs­ti­nen­si­scher Pianist, erst vor einem Jahr aus dem Flücht­lings­la­ger Jarmuk bei Damas­kus geflo­hen, eröff­nete in eindring­lich schö­ner Weise die Veran­stal­tung am Klavier. Mit seiner Melo­die und seinem Gesang brachte er seine Erleb­nisse und Erfah­run­gen von Verfol­gung und Flucht berüh­rend zum Ausdruck.

In seiner Begrü­ßung dankte der Spre­cher der Paläs­tina Initia­tive Dr. Wilhelm Wort­mann den vielen und viel­fäl­ti­gen Förde­rern und Koope­ra­ti­ons­part­nern für die beacht­li­che prak­ti­sche, finan­zi­elle und ideelle Unter­stüt­zung der 7. FILISTINA.

Aner­ken­nende Gruß­worte für das Programm des Festi­vals und für die Initia­to­ren spra­chen zum Auftakt der Bürger­meis­ter Thomas Hermann in Vertre­tung des erkrank­ten Ober­bür­ger­meis­ters und Schirm­herrn Stefan Schos­tok, Dr. Sara Huss­eini, in Vertre­tung der Botschaf­te­rin Paläs­ti­nas Dr. Khou­loud Daibes und Raif Hussein als Bundes­vor­sit­zen­der der Deutsch- Paläs­ti­nen­si­schen Gesellschaft.

Den Fest­vor­trag hielt der Jour­na­list Andreas Zumach aus Genf über das Thema
„Der Konflikt Paläs­tina-Israel im Kontext des Mitt­le­ren Ostens“.

Den Abschluss bildete ein Umtrunk mit arabi­schen Köst­lich­kei­ten in gesel­li­ger Runde mit vielen anre­gen­den Gesprä­chen und Kontakten.

 

Gedan­ken aus den Grußworten

Dr. Wilhelm Wortmann

Die Paläs­tina Initia­tive sieht sich in ihrer Ziel­set­zung und in ihrer Arbeit verant­wort­lich für alle Menschen zwischen Mittel­meer und Jordan. Sie tritt dafür ein, dass beide Völker in diesem Raum das Recht zur Selbst­be­stim­mung ihrer gesell­schaft­li­chen und staat­li­chen Exis­tenz haben.

Ange­sichts der gegen­wär­ti­gen in jeder Weise asym­me­tri­schen Bezie­hun­gen und Wirk­lich­kei­ten zwischen jüdi­schen Israe­lis und den Paläs­ti­nen­sern bedarf es nach unse­rer Einschät­zung nach­hal­ti­ger inter­na­tio­na­ler Maßnah­men, eine Rege­lung auf Augen­höhe zu errei­chen. Hier sind die Verein­ten Natio­nen im Sinne von Ursa­che und Wirkung handelnd gefor­dert. Konkret, Israel muss dazu gebracht werden, die Besat­zung aufzu­he­ben und das paläs­ti­nen­si­sche Volk völker­recht­lich anzuerkennen.

Wir als Paläs­tina Initia­tive können poli­tisch wenig, aufklä­rend und meinungs­bil­dend aber eini­ges bewirken:

  • die deut­sche Bevöl­ke­rung infor­mie­ren und auffor­dern, sich für die Rechte der Paläs­ti­nen­ser einzu­set­zen, völker­recht­lich, huma­ni­tär und poltisch-demokratisch,
  • auf die kultu­relle Eigen­stän­dig­keit, auf den künst­le­ri­schen Reich­tum und die geis­ti­gen Leis­tun­gen dieses segmen­tier­ten Volkes aufmerk­sam machen und, wo möglich, in Koope­ra­tion oder Part­ner­schaf­ten zusam­men­ar­bei­ten: kreak­tiv, intel­lek­tu­ell und finanziell.
  • Insti­tu­tio­nen, Akti­vi­tä­ten und Orte konkret stär­ken, so wie wir das Dorf Jift­lik über Medico Inter­na­tio­nal seit Jahren durch Spen­den unterstützen.

In diesem Sinne sehen Sie bitte auch die Veran­stal­tun­gen, die wir für die nächs­ten acht Wochen vorbe­rei­tet haben!“

 

Thomas Herr­mann

Der Bürger­meis­ter eröff­nete die 7. FILISTINA und versi­cherte, dass die Stadt auch in Zukunft die Schirm­herr­schaft gerne über­neh­men werde. Er betonte die Viel­schich­tig­keit des Programms und die Viel­falt der Veran­stal­tungs­orte, womit erreicht wird, dass die Thema­tik mit neuen Perspek­ti­ven breit gestreut wird. Ange­sichts der Bedeu­tung der Frau­en­frage bei uns und jetzt beson­ders im Zusam­men­hang mit den Flücht­lings­be­we­gun­gen begrüßte er ausdrück­lich die Tagung über die Lebens­wirk­lich­keit paläs­ti­nen­si­scher Frauen in Verbin­dung mit dem Welt­frau­en­tag. Die Situa­tion dieser Frauen sei von beson­de­rer Aktua­li­tät, da sie im Span­nungs­feld zwischen patri­ar­cha­ler Tradi­tion und Unter­drü­ckung durch die Besat­zungs­macht versu­chen müsse, sich zu entwickeln.

Für alle Veran­stal­tun­gen wünschte er sich konstruk­tive Dialoge für Verste­hen und Verständigung.

Begeis­tert habe ihn der musi­ka­li­sche Vortrag von Aeham Ahmad. Zum Abschluß bat er Frau Huss­eini, die Botschaf­te­rin herz­lich zu grüßen und über­reichte ihr einen Bild­band über die „schönste Stadt der Welt“!

 

Dr. Sara Husseini

über­brachte herz­li­che Grüße der paläs­ti­nen­si­schen Botschaf­te­rin Frau Dr. Khou­loud Daibes, die wegen des Besuchs der paläs­ti­nen­si­schen Regie­rungs­de­le­ga­tion in Berlin unab­kömm­lich war. Als Bera­te­rin für Poli­tik und Kommu­ni­ka­tion der Botschaf­te­rin freute sich Frau Huss­eini beson­ders, an dieser feier­li­chen Eröff­nung in Hanno­ver dabei sein zu können.

Ich denke, ich muss nicht erklä­ren, dass wir hier in Deutsch­land vor einer ganzen Reihe von Heraus­for­de­run­gen, die histo­risch bedingt, stehen. Für uns Paläs­ti­nen­ser und alle Freunde Paläs­ti­nas bedeu­tet es immer wieder das Gefühl zu haben, etwas härter arbei­ten zu müssen, um Grund­la­gen zu legen, auf denen wir dann aufbauen können. … Es hat sicher­lich eine posi­tive Verschie­bung von Meinung und Haltung gegen­über Paläs­tina in den letz­ten Jahren statt­ge­fun­den. Immer mehr Menschen werden auf unsere Situa­tion aufmerk­sam, lernen uns als Menschen kennen und erfah­ren unsere Kultur. Auch unter den Poli­ti­kern gibt es eine wach­sende Erkennt­nis, dass eine Lösung für Paläs­ti­nen­ser und Israe­lis glei­cher­ma­ßen Gerech­tig­keit, Gleich­heit und Würde erfordert.

Und das ist es, was FILISTINA so wich­tig werden lässt. Ein Festi­val, das sich einen Monat lang Paläs­tina widmet, ist ein groß­ar­ti­ger Erfolg für unsere reiche Kultur und das Erbe Paläs­ti­nas. Es unter­stützt dabei, das Bewusst­sein für die Situa­tion in Paläs­tina zu schär­fen. Veran­stal­tungs­rei­hen wie die Ihre ergän­zen die Arbeit, die wir auf offi­zi­el­ler Ebene leisten.“….

Im Dezem­ber war ich in Paläs­tina und die Atmo­sphäre in Jeru­sa­lem, die Hoff­nungs- und Perspek­tiv­lo­sig­keit, war ein furcht­ba­res Erleb­nis für mich.“ Die Redne­rin verwies auf die „tiefe Asym­me­trie“ in diesem „soge­nann­ten Konflikt“ und betonte, dass der Schlüs­sel zu einer Lösung „die inter­na­tio­nale Einbin­dung“ sei. Für Poli­ti­ker und Regie­run­gen sei es notwen­dig, dass sie den Kontext verste­hen, um „eine konstruk­tive Rolle über­neh­men“ zu können.

Sie müssen das tägli­che Leben in Paläs­tina verste­hen. Letzt­end­lich sind die Menschen in Paläs­tina auf der Suche nach einem ganz norma­len, gewöhn­li­chen Leben und nach der Verwirk­li­chung ihrer Grund­rechte, auf die alle Menschen einen Anspruch haben“.

 

Raif Hussein

Dass wir heute die 7. Filis­tina eröff­nen, ist wahr­lich keine Selbst­ver­ständ­lich­keit.“ Und es sei auch keine Selbst­ver­ständ­lich­keit, dass der Ober­bür­ger­meis­ter der Landes­haupt­stadt wieder die Schirm­herr­schaft über­nom­men habe. „Sieben­mal in Folge haben drei Ober­bür­ger­meis­ter dies mit Enga­ge­ment getan: Herbert Schmal­stieg, Stephan Weil und jetzt Stefan Schos­tok. Das ist ein Novum nicht nur in Deutsch­land. … In Hanno­ver wird die Soli­da­ri­tät für Frie­den und Meinungs­frei­heit groß geschrie­ben, während woan­ders in Deutsch­land Soli­da­ri­täts­ver­an­stal­tun­gen mit dem paläs­ti­nen­si­schen Volk und öffent­li­che Vorträge zum israe­lisch-paläs­ti­nen­si­schen Konflikt auf Druck der Israel-Lobby von kommu­na­len und kirch­li­chen Insti­tu­tio­nen verhin­dert werden. Dafür möchte ich mich im Namen der Deutsch-Paläs­ti­nen­si­schen Gesell­schaft und im Namen der Paläs­ti­nen­si­schen Gemeinde Deutsch­lands herz­lich bedanken“. …

Wir die Paläs­ti­nen­ser sind dank­bar für die über Jahr­zehnte anhal­tende und stets zuneh­mende Soli­da­ri­tät mit unse­rem Volk und mit seinem Bestre­ben nach Frie­den, Frei­heit und Selbst­be­stim­mung. Wir möch­ten aber zugleich Sie — liebe Freunde und alle ande­ren – auffor­dern, uns in kriti­scher Soli­da­ri­tät zu beglei­ten. … Pro Paläs­tina zu sein, könnte auch als gegen Israel verstan­den werden. Wir Paläs­ti­nen­ser aber möch­ten Sie als Freunde Isra­els und als Freunde Paläs­ti­nas gewin­nen, denn nur so können Sie und wir Pro Frie­den sein. …

Aber stel­len Sie sich dabei immer wieder folgende Fragen:

  • Mit welchem Israel soli­da­ri­siere ich mich?
  • Mit welchem Paläs­tina soli­da­ri­siere ich mich?

Die Spirale der Gewalt im „Heili­gen Land“ kann erst been­det werden, wenn Paläs­ti­nen­ser und jüdi­sche Israe­lis zwei Dinge verin­ner­li­chen und respektieren:

Jeder Jude auf der Welt, egal wo er lebt, lebt mit der Vernich­tungs­angst. Die Shoa ist Teil der jüdi­schen Iden­ti­tät. Das muss jeder Araber, jeder Paläs­ti­nen­ser verin­ner­li­chen und respektieren.

Jeder Paläs­ti­nen­ser, egal wo er lebt, lebt mit der Vertrei­bungs­angst. Die Nakba ist Teil der paläs­ti­nen­si­schen Iden­ti­tät. Das muss jeder israe­li­sche Jude verin­ner­li­chen und respektieren.

Nur wenn dies der Fall ist, erst dann können wir über ein fried­li­ches, gerech­tes und fried­vol­les Zusam­men­le­ben debat­tie­ren und eine ehrli­che völker­recht­li­che Lösung erreichen.

 

Fest­vor­trag von Andreas Zumach (Genf):

Der Konflikt Paläs­tina-Israel im Kontext des Mitt­le­ren Ostens.

In diesem Rahmen ist es nicht möglich, inhalt­lich auf die sehr grund­sätz­li­chen Ausfüh­run­gen einzu­ge­hen. Wir bitten um Verständnis.
Trotz der Länge des Vortrags fesselte Zumach die Zuhö­rer­schaft bis zum Schluss durch seine fundier­ten und diffe­ren­zier­ten Darle­gun­gen, illus­triert durch persön­li­che Erfah­run­gen aus seinen häufi­gen Aufent­hal­ten in der Nahost-Region.

 

Den Abschluss bildete ein Umtrunk mit arabi­schen Köst­lich­kei­ten in gesel­li­ger Runde mit vielen anre­gen­den Gesprä­chen und Kontakten.

 

 

 

DIENSTAG, 16.02.
Konzert­lo­kal KANAPEE, Edenstr. 1

KLAVIERKONZERT mit Aeham Ahmad

Aeham Ahmad lebte vor seiner Flucht im paläs­ti­nen­si­schen Flücht­lings­la­ger Jarmuk bei Damas­kus. Mit seinem rollen­den Klavier spielte der Musik­leh­rer auf der Straße, trotzte Todes­dro­hun­gen zwischen den Trüm­mern des Krie­ges, um den Menschen mit seiner Musik kleine Licht­bli­cke und Momente der Freude zu besche­ren. Im April 2015 verbrann­ten IS-Terro­ris­ten sein Klavier, Aeham Ahmad musste flie­hen und gelangte über das Mittel­meer schließ­lich nach Deutschland.

Aeham Ahmads Schick­sal erlangte leben­dige Aufmerk­sam­keit in den deut­schen Medien. Im Dezem­ber 2015 wurde ihm in Bonn der Inter­na­tio­nale Beet­ho­ven­preis für Menschen­rechte verlie­hen. Entspre­chend groß war der Andrang im Kana­pee, nicht alle Besu­cher fanden Einlass. Die Zuhö­rer konn­ten einen emotio­nal sehr ergrei­fen­den Abend mit Aeham Ahmad erle­ben. Seine arabi­schen Lieder­texte, in denen er die leid­vol­len Erfah­run­gen im syri­schen Flücht­lings­la­ger und auf seiner Flucht verar­bei­tete, wurden vorab ins Deut­sche über­setzt. Mit seinem virtuo­sen Spiel und dem arabi­schen Gesang nahm er das Publi­kum mit in eine sehr berüh­rende Gefühls- und Erlebniswelt.farb-druck-nur-bilder-filistina-bilder_seite_04

 

DONNERSTAG; 18.02.
Stadt­bi­blio­thek Hannover

LESUNG
YAHYA HASSAN“ von Yahya Hassan

Lyrik zur Situa­tion jugend­li­cher Migran­ten, vorge­tra­gen von Jakob Benkho­fer, Ensem­ble­mit­glied des Hanno­ver­schen Staatstheaters

Die Lyrik- Lesung wurde einge­lei­tet von Dagmar Lembeck mit Infor­ma­tio­nen über den jungen Autor, seine Fami­lien- und Entwick­lungs­ge­schichte und sein Leben heute in Däne­mark. Der Schau­spie­ler Jakob Benkho­fer trug dann eine Auswahl von Gedich­ten vor, in denen Hassan diese Erfah­run­gen lyrisch umsetzt. Es folgte ein weite­rer Einschub über das öffent­li­che Echo auf das Erschei­nen seines Gedicht­ban­des und die z.T. erschüt­tern­den Auswir­kun­gen auf das Verhal­ten des Autors. Zum Abschluss trug Benkho­fer ein Lang­ge­dicht vor, das inhalt­lich und formal durch unvoll­stän­dige Sätze und Wörter und den stak­ka­to­ar­ti­gen Rhyth­mus hohe Anfor­de­run­gen stellte und schlug mit seinem Vortrag alle Zuhö­rer in seinen Bann. In dem klei­nen, aber inter­es­sier­ten Zuhö­rer­kreis entspann sich im Anschluss an die Lesung eine lebhafte Diskus­sion um die Eignung der von Yahya Hassan verar­bei­te­ten Erfah­run­gen als Stoff für Lyrik und um das Grund­thema Integration.

 

DIENSTAG, 23.02.
Lounge der HDI Arena Hanno­ver 96

LESUNG
KICK IT, WALAA! — DAS MÄDCHEN, DAS ÜBER GRENZEN GEHT

von Noemi Schneider

Lesung der Autorin über das Portrait einer Fußball spie­len­den, paläs­ti­nen­si­schen Israe­lin und Gespräch mit dem Publi­kum und Vertre­tern des Nieder­säch­si­schen Fußball Verbandes.

Gemein­sam mit Vertre­tern vom Stadt­ver­band von Bünd­nis 90/Die Grünen haben wir diese Lesung in unge­wöhn­li­cher Umge­bung orga­ni­siert. Das erleuch­tete Oval der HDI Arena bot einen thema­tisch hervor­ra­gend passen­den Hinter­grund für Noemi Schnei­der, die aus ihrem Buch über die paläs­ti­nen­si­sche Fußball­spie­le­rin Walaa Hussein las.

Ich bin Arabe­rin, Paläs­ti­nen­se­rin und Israe­lin, aber zual­ler­erst bin ich ein Mensch!“ Mit dieser Über­zeu­gung meis­tert Walaa, die sowohl in einem israe­li­schen Liga­ver­ein als auch in der paläs­ti­nen­si­schen Natio­nal­mann­schaft spielt, die tägli­chen Schwie­rig­kei­ten beim Über­schrei­ten gesell­schaft­li­cher und poli­ti­scher Gren­zen ganz unter­schied­li­cher Art. Die Autorin fesselte das Publi­kum nicht nur durch die Lesung, sondern erzählte auch über ihre eige­nen Erfah­run­gen in Israel und beant­wor­tete inter­es­sierte Fragen der Zuhö­rer. In der anschlie­ßen­den Diskus­sion ging es um die Situa­tion und die inte­grie­rende Funk­tion von Frau­en­fuß­ball dort aber auch hier­zu­lande. Span­nend waren dazu die Aussa­gen aus erster Hand, denn unter den Zuhö­rern waren Vertre­te­rin­nen des TSV Limmer und des NFV, u. a. die Vorsit­zende im Ausschuss für Frauen und Mädchen­fuß­ball Karen Rotter. Wie begeis­tert diese gut besuchte Lesung aufge­nom­men wurde, ließ sich abschlie­ßend auch an der regen Nach­frage am Bücher­tisch und der langen Schlange vor dem Tisch der Autorin ablesen.
Über die FILISTINA hinaus arbei­tet die Paläs­tina Initia­tive mit dem NFV an der Reali­sie­rung eines Fort­bil­dungs­se­mi­nars für paläs­ti­nen­si­sche Fußball­spie­le­rin­nen in der Sport­schule in Barsinghausen.

 

 

DONNERSTAG, 03.03.
Thea­ter in der List, Spichern­str. 13

FOTOAUSSTELLUNG
ÜBE DAS LEBEN JETZTKULTUR UND KUNST IN PALÄSTINA

von Wolf­gang Sréter

Vernis­sage mit Lesung des Autors und Foto­gra­fen Wolf­gang Sréter und musi­ka­li­scher Beglei­tung von Marie-Made­leine Krause.

Wolf­gang Sréter hatte im Foyer und den Gängen der Gale­rie des Thea­ters verschie­dene Fotorei­hen gehängt, die jeweils mit einer kurzen Beschrei­bung zu dem jewei­li­gen Thema (Musik, Zirkus, Tanz, usw.) verse­hen waren, sodass der Betrach­ter auch ohne Führung auf Infor­ma­tio­nen zurück­grei­fen konnte.

Die Eröff­nungs­ver­an­stal­tung mit einem reich­hal­ti­gen Programm fand im voll besetz­ten Foyer des Thea­ters statt. Chris­tine Pfohl leitete kundig und char­mant ein. Danach las Wolf­gang Sréter aus seinen Texten über Reise­er­fah­run­gen in Paläs­tina, die zwischen bedrü­cken­den Bege­ben­hei­ten und sehr heite­ren Erleb­nis­sen wech­sel­ten und dadurch einen weit gespann­ten Eindruck über die Lebens­be­din­gun­gen in Paläs­tina vermit­tel­ten. Die Lesung wurde musi­ka­lisch von Marie-Made­leine Krause beglei­tet, einem jungen Ensem­ble­mit­glied des Thea­ters. Mit ihrem Gitar­re­spiel, das impro­vi­sie­rend die wech­seln­den text­li­chen Stim­mungs­la­gen unter­strich, bot sich dem konzen­triert lauschen­den Publi­kum ein inten­si­ver Vortrag.

Kontras­tiert wurde dieser erste Teil des Abends durch die Ausfüh­run­gen von Vera Klocke über ein Film­pro­jekt, das sie 2014 in Jenin reali­siert hat. Sie berich­tete über persön­li­che Motive, die sie bereits 2010 zu einem Arbeits­auf­ent­halt ins Cinema Jenin geführt hatten, und ihre künst­le­ri­schen Ziele sowie die prak­ti­sche Durch­füh­rung des Film­pro­jekts im Rahmen ihres Studi­ums für Szeni­sche Insze­nie­rung der Künste und Medien. Ihr Kurz­film gibt drei jungen Paläs­ti­nen­sern die Chance der Selbst­dar­stel­lung. Entstan­den sind drei Portraits mit Bildern von über­ra­schend vertrau­ten Akti­vi­tä­ten in irri­tie­rend unge­wohn­ter Umge­bung, denn Osaied, Sadeq und Alaa präsen­tie­ren sich mit ihren Vorlie­ben für Autos, Fitness­stu­dios und Computerspiele.

Von Wilhelm Wort­mann wurde das Gedicht „Übe das Leben jetzt“ von Mahmoud Darwish vorge­tra­gen, das der Foto­aus­stel­lung den Titel gege­ben hat. Nach der anschlie­ßen­den Film­vor­füh­rung im Thea­ter­saal und dem Rund­gang durch die Foto­ga­le­rie erga­ben sich viele inter­es­sierte Nach­fra­gen an die Künst­ler und Gesprä­che mit dem Publikum.

Der große Anklang, den der Eröff­nungs­abend bei dem zahl­rei­chen Publi­kum gefun­den hat und die posi­ti­ven Rück­mel­dun­gen des Thea­ter­lei­ters Willi Schlü­ter bestär­ken unser Fazit. Es war rich­tig, diese Ausstel­lung im Rahmen der FILISTINA 2016 nach Hanno­ver zu holen, denn sie hat den Betrach­tern ein ande­res unbe­kann­tes Gesicht Paläs­ti­nas in eindrucks­vol­ler Weise gezeigt: lebens­frohe, zuver­sicht­li­che junge Menschen, die sich der Kunst widmen und ihre paläs­ti­nen­si­sche Kultur allen widri­gen Rahmen­be­din­gun­gen zum Trotz weiter­ent­wi­ckeln: „Übe das Leben jetzt.“

Veran­stal­tung mit der Konfir­man­den­gruppe der Markus- und der Apostelkirche 

Aus zeit­li­chen Grün­den beschränkte sich die vorbe­rei­tete Koope­ra­tion mit der Markus- und Apos­tel­kir­che auf die Ausrich­tung eines zwei­stün­di­gen Konfir­man­den­un­ter­richts in den Ausstel­lungs­räu­men mit 40 Vorkon­fir­man­den,  ihrer Diako­nin Frau Merz und Pastor Sauppe. Ekke­hard Drost aus Göttin­gen, mehr­mals Mitar­bei­ter im ökume­ni­schen Begleit­pro­gramm EAPPI, führte ein und verdeut­lichte den Konfir­man­den die Bedeu­tung des Foto­pro­jekts von Wolf­gang Sréter. Die ergän­zen­den eige­nen Fotos von Herrn Drost und der abschlie­ßende Kurz­film „Osaied, Sadeq, Alaa“ von Vera Klocke wurden von den Konfir­man­den sehr aufmerk­sam verfolgt. Im Anschluss daran konn­ten die Jugend­li­chen ihre Fragen stel­len. Anknüp­fend an den Vortrag entwi­ckelte sich am Ende noch ein kontro­ver­ser Dialog zwischen Pastor Sauppe und dem Referenten.

 

 

 

SAMSTAG, 05.03.
kargah e.V., Zur Bett­fe­dern­fa­brik 1

TAGUNGDIE LEBENSWIRKLICHKEIT DER FRAUEN IN DER
PALÄSTINENSISCHEN GESELLSCHAFT

Die Sache der Frauen ist nicht nur Sache der Frauen, sondern der Zivil­ge­sell­schaft“ (Rose Shomali)

Tagung im Vorfeld des Inter­na­tio­na­len Frau­en­ta­ges mit Refe­ren­tin­nen aus Paläs­tina zu Fragen des gesell­schaft­li­chen Umfelds von paläs­ti­nen­si­schen Frauen, ihren Entwick­lungs- und Gestal­tungs­mög­lich­kei­ten und der Arbeit der Frau­en­be­we­gung in Palästina.

Nach der Eröff­nung durch Astrid Wort­mann begrüßte Ferdos Mira­badi als Haus­her­rin die Teil­neh­me­rin­nen und stellte in ihrem Gruß­wort das viel­fäl­tige Enga­ge­ment von kargah e.V. in der Flücht­lings- und Frau­en­ar­beit vor.

Dr. Wilhelm Wort­mann, Spre­cher der Paläs­tina Initia­tive Region Hanno­ver, erin­nerte an den Arab Human Deve­lo­p­ment Report der Verein­ten Natio­nen von 2005 mit dem Unter­ti­tel „Frauen auf dem Weg nach oben in der arabi­schen Welt“.

Gefor­dert wurde damals die „voll­stän­dige Einbe­zie­hung der Fähig­kei­ten (empower­ment) der arabi­schen Frauen“ in die Entwick­lung der Gesell­schaft unter vollem Erwerb und Einsatz ihrer Quali­fi­ka­tion — eine Forde­rung, die in weiten Berei­chen der arabi­schen Welt noch der Verwirk­li­chung bedarf.

Astrid Wort­mann führte anhand von Karten und Fotos in die poli­ti­sche Situa­tion der paläs­ti­nen­si­schen Gebiete ein.

Dr. Eman Abus­aada (Köln/Bethlehem) zeigte auf, wie stark das Neben­ein­an­der der Rechts­sys­teme aus verschie­de­nen Besat­zungs­epo­chen zusam­men mit patri­ar­cha­len Fami­li­en­tra­di­tio­nen die recht­li­che Situa­tion der Frauen prägt. Die geplante Weiter­ent­wick­lung des Fami­li­en­rechts und die Veran­ke­rung von Frau­en­rech­ten in der paläs­ti­nen­si­schen Verfas­sung kommen z. Zt. trotz Zusa­gen der Regie­rung nicht weiter voran, weil die Gesetz­ge­bende Versamm­lung nach der letz­ten Wahl auf Grund des bekann­ten inter­na­tio­na­len Drucks nicht zusam­men­tre­ten durfte.

Rose Shomali Musleh (Ramal­lah) machte deut­lich, wie sich die paläs­ti­nen­si­sche Frau­en­be­we­gung seit den 20er Jahren des letz­ten Jahr­hun­derts bis heute als Teil der natio­na­len Wider­stands­be­we­gung versteht und entwickelte.

Dr. Reham Alhelsi (Ramal­lah) stellte die Akti­vi­tä­ten der Pales­ti­nian Working Woman Society for Deve­lo­p­ment (PWWSD) vor: Akti­vie­rung der poli­ti­schen Mitspra­che der Frauen im Projekt „Frau­en­schat­ten­räte“ – ein Erfolgs­pro­jekt in inzwi­schen über 80 Kommu­nen, Grün­dung von Gewerk­schaf­ten, Projekte zur Schaf­fung einer wirt­schaft­li­chen Basis für Frauen durch den Aufbau genos­sen­schaft­li­cher Unter­neh­mun­gen und Vermark­tungs­mög­lich­kei­ten, Bera­tungs­ein­rich­tun­gen für Frauen in persön­li­chen Notla­gen und bei häus­li­cher Gewalt.

Im Anschluss wurde in klei­ner Gesprächs­runde noch der Einfluss der Reli­gion auf die Frau­en­be­we­gung ange­spro­chen. Sie spielt inner­halb der Frau­en­be­we­gung keine Rolle. Entschei­den­der ist das tradi­tio­nelle patri­ar­chale Fami­li­en­bild, das in der Gesell­schaft sowohl in christ­li­chen wie in musli­mi­schen Fami­lien die Verwirk­li­chung der Frau­en­rechte beeinträchtigt.

Es war für alle Teil­neh­mer- innen beein­dru­ckend, wie selbst­be­wusst, realis­tisch, zupa­ckend und erfolgs­ori­en­tiert diese paläs­ti­nen­si­schen Frauen an der Stär­kung der Gleich­stel­lung der Frauen in Paläs­tina arbei­ten und dabei einge­bun­den sind in den natio­na­len Wider­stand gegen die Besat­zung. Die allge­gen­wär­tige tägli­che und nächt­li­che Verun­si­che­rung durch Über­griffe der Besat­zungs­macht verstärkt die Bindung der Frauen ans Haus, fördert den Zusam­men­halt und damit aber auch die Abhän­gig­keit von der Großfamilie.

Durch die fakti­sche Unter­stüt­zung der Besat­zung durch den Westen erscheint vielen in der Gesell­schaft die Forde­rung nach Verwirk­li­chung der univer­sa­len Menschen­rechte unglaub­wür­dig. Das verstärkt die Tendenz zur Rück­be­sin­nung auf die tradi­tio­na­len Werte und Fami­li­en­struk­tu­ren und belas­tet den Kampf der Frauen um Gleichberechtigung.

Die Entschei­dung, aktive Frauen aus der paläs­ti­nen­si­schen Frau­en­be­we­gung trotz aller logis­ti­schen und finan­zi­el­len Hürden einzu­la­den, war rich­tig und gab dieser Tagung ihren eigent­li­chen Wert. Bei aller Wert­schät­zung inter­na­tio­na­ler und deut­scher Exper­tin­nen für die Infor­ma­ti­ons­ver­mitt­lung macht es einen großen Unter­schied, Persön­lich­kei­ten zu begeg­nen, die einen lebens­lan­gen bzw. jahre­lan­gen Kampf für Frau­en­rechte in ihrem Land von innen heraus führen und sich dabei unter den erschwer­ten Bedin­gun­gen einer auslän­di­schen Besat­zung durch­set­zen müssen.

Weiter­füh­rende, vertie­fende Kontakte der Pales­ti­nian Working Woman Society for Deve­lo­p­ment (PWWSD) mit Menschen­rechts­grup­pen, Orga­ni­sa­tio­nen gegen Gewalt gegen Frauen und Gewerk­schaf­ten zum Erfah­rungs­aus­tausch sind denk­bar. Darüber hinaus wäre eine Möglich­keit der Unter­stüt­zung, Vermark­tungs­mög­lich­kei­ten für Produkte aus den Frau­en­ko­ope­ra­ti­ven zu schaffen.

 

 

DIENSTAG, 08.03.bis 15.03.
Kino im Künst­ler­haus Hannover

PALÄSTINA FILMTAGE

WALAA!“ Doku­men­tar­film über die Fußbal­le­rin Walaa Hussein, Regie Noemi Schnei­der, 2013

OMAREinfüh­rung und anschlie­ßen­des Gespräch mit Irit Neid­hard Spiel­film über das Thema Kolla­bo­ra­tion, Regie Hany Abu-Assad, Paläs­tina 2013

GIRAFFADASpiel­film von Rani Massalha, Palästina/Frankreich/Deutschland,

Die drei Filme, die im Kommu­na­len Kino im regu­lä­ren März­pro­gramm gezeigt wurden, reprä­sen­tier­ten sehr unter­schied­li­che Genres. Der Doku­men­tar­film „Walaa“, der am Inter­na­tio­na­len Frau­en­tag lief, veran­schau­lichte sehr eindrück­lich das persön­li­che und poli­ti­sche Span­nungs­feld, in dem sich die Fußball­spie­le­rin Walaa bewegt, bei ihren tägli­chen Fahr­ten zwischen dem Wohn­ort in Israel und den Sport­stät­ten in der West­bank oder bei ihrem Rollen­wech­sel von der durch­set­zungs­star­ken Fußbal­le­rin auf dem Spiel­feld und der Toch­ter im Kreis der musli­mi­schen Fami­lie. (vgl. Lesung am 23.02.)

Der paläs­ti­nen­si­sche Spiel­film „Omar“, der auch inter­na­tio­nal Beach­tung fand, z.B. in Cannes 2013, wurde von der Refe­ren­tin des Film­se­mi­nars Irit Neid­hardt in das paläs­ti­nen­si­sche Film­schaf­fen einge­ord­net. Er erzählt die Geschichte eines Paläs­ti­nen­sers, der an einem Atten­tat auf israe­li­sche Solda­ten betei­ligt ist, in israe­li­scher Haft zum Kolla­bo­ra­teur wird, jegli­chen Rück­halt in seinem Umfeld verliert und in immer neue Verstri­ckun­gen gerät. In der anschlie­ßen­den Diskus­sion kam es zu sehr kontro­ver­sen Urtei­len über die Zeich­nung der Haupt­fi­gur und die schwer erträg­li­chen Folterszenen.

Der Spiel­film „Giraf­fada“ gibt mit zuwei­len heite­rem, zuwei­len trau­ri­gem Grund­ton Einbli­cke in die Lebens­rea­li­tät unter der Besat­zung. Er zeigt, wie kind­li­che Entschlos­sen­heit und Phan­ta­sie die abrie­gelnde Mauer igno­riert und dadurch die Erwach­se­nen zu der äußerst riskan­ten „Entfüh­rung“ einer Giraffe von Israel nach Paläs­tina antreibt — was nicht folgen­los bleibt.

 

SAMSTAG, 12.03.
Hofsaal des Künst­ler­hau­ses Hannover

FILMSEMINAR
PALÄSTINENSISCHES KINO: SELBSTÄNDIG? UNABHÄNGIG?

Das Film­schaf­fen der PLO. Unter Leitung von Irit Neidhard 

Einblick in die Geschichte des Film­schaf­fens in Paläs­tina anhand von Filmbeispielen.

Irit Neid­hart lebt in Berlin und betreibt einen Film­ver­leih (middle east cine­mas). Gegen­wär­tig forscht sie über Film­zu­sam­men­ar­beit zwischen der PLO (Pales­tine Libe­ra­tion Orga­niza­tion) und den beiden deut­schen Staa­ten. Über­ra­schend ist, dass die beiden deut­schen Staa­ten die wich­tigs­ten Film­part­ner der PLO waren. Sie wird darüber ein Buch schreiben.
Man kann drei Ebenen der Zusam­men­ar­beit zwischen den beiden deut­schen Staa­ten unterscheiden:

  • Erstens die Zusam­men­ar­beit auf vertrag­li­cher Ebene mit der DDR
  • Zwei­tens die Zusam­men­ar­beit mit       der BRD
  • Drit­tens gab es west­deut­sche Filme­ma­cher, die für die PLO inko­gnito in Israel dreh­ten und deren Arbei­ten in der DDR ausge­wer­tet wurden.

Die Filme wurden von der PLO “abge­nom­men”, das heißt zensiert. Von der PLO unab­hän­gige paläs­ti­nen­si­sche Filme entstan­den erst seit den 80er Jahren.
Inter­es­sant ist, dass die PLO-Filme im Bundes­film­ar­chiv lagern, wobei man im Moment dabei ist, die Filme aus dem Archiv zu digi­ta­li­sie­ren und sie dann nach Ramal­lah zu trans­fe­rie­ren, um auch dort das paläs­ti­nen­si­sche Film­erbe zu erhal­ten und zugäng­lich zu machen.
Irit Neid­hardt ging kurz auf die Geschichte der PLO ein, um auf dem Hinter­grund der histo­ri­schen Einbet­tung die Filme besser inter­pre­tie­ren zu können.
Die Orga­ni­sa­tion wurde 1964 von der Arabi­schen Liga gegrün­det, zwei Jahre nach  Entste­hung der Fatah, die Ende der 60er Jahre die PLO über­nahm. Es wurden dann auch Zeitun­gen heraus­ge­ge­ben und Radio­sen­der betrie­ben, sogar mehr­spra­chig. Die einzel­nen Frak­tio­nen der Dach­or­ga­ni­sa­tion PLO betrie­ben eigene Medien, wobei sich die Diskurse in den arabi­schen und euro­päi­schen Medien unterschieden.
Die PLO finan­zierte auch auslän­di­schen Kultur­schaf­fen­den ihr Leben in Palästina.
Die ersten deutsch-paläs­ti­nen­si­schen Kontakte entstan­den in der BRD, weil viele junge Leute als Studen­ten und Studen­tin­nen dort­hin gingen. Erst später kam auch ein Studium in der DDR in Frage. Der Umbruch in den Bezie­hun­gen kam vor allem nach 1972: Als Folge der Atten­tate während der Olym­piade in München 1972 wurde u.a. die GUPS (Gene­ral­union paläs­ti­nen­si­scher Studen­ten) verbo­ten. Hinzu kam, dass die DDR nach 1972 in verstärk­tem Maße welt­weit diplo­ma­tisch aner­kannt wurde. Beide Fakto­ren hatten zur Folge, dass paläs­ti­nen­si­sche Studie­rende verstärkt in die DDR gingen, um dort zu studie­ren bzw. ihr Studium fort­zu­set­zen, vor allem auch, da sie schon der deut­schen Spra­che mäch­tig waren. Wich­tig war außer­dem, dass sich die paläs­ti­nen­si­schen Studie­ren­den — als Auslän­der in der DDR mit einem Frem­den­pass ausge­stat­tet — unbe­hel­ligt in Europa und zwischen den beiden deut­schen Staa­ten bewe­gen konnten.
Als Beispiele der Zusam­men­ar­beit auf den oben ange­führ­ten unter­schied­li­chen Ebenen wurden Ausschnitte gezeigt aus den Filmen:

  • Gebo­ren in Paläs­tina von Rafiq Hajjar, PLO/ DDR 1975
  • Inti­fada — Auf dem Weg nach Paläs­tina von Robert Krieg, BRD 1989
  • Warum? von Monica Maurer, Paläst. Roter Halbmond/BRD 1982
  • Die Kinder Paläs­ti­nas, Kurt Tetzlaff, DEFA,DDR 1981
  • Scha­tila — Auf dem Weg nach Paläs­tina, Medi­en­werk­statt Frei­burg, BRD 1988

 

 

PALÄSTINA THEATERTAGE

MITTWOCH, 13.04.
Thea­ter­werk­statt im Kultur­zen­trum Pavil­lon, Lister Meile

48 MINUTES FOR PALESTINE
AUFFÜHRUNG DESASHTAR THEATREAUS RAMALLAH

Das Drama ohne Worte, das nur mit den Körpern und origi­na­ler Musik spielt, erzählt von einer Frau und einem Mann, die gegen ihren Willen zusam­men­le­ben. Anschlie­ßen­des Gespräch mit dem Publikum.

 

DONNERSTAG, 14.04.
Thea­ter­werk­statt im Kultur­zen­trum Pavil­lon, Lister Meile

THE NEW GAZA MONOLOGUES

THE SYRIAN MONOLOGUES

Die Gaza Mono­loge wurden von Schü­lern aus Gaza während des Gaza- Krie­ges 2008–2009 in Werk­stät­ten des Ashtar Theatre verfasst und im Okto­ber 2010 urauf­ge­führt. Sie fanden welt­weit Inter­esse, u. a. bei einer Auffüh­rung in 14 Spra­chen vor der UN ‑Voll­ver­samm­lung. Nun hat das Ashtar Theatre mit jungen Menschen neue Mono­loge über ihre heuti­gen Erfah­run­gen geschrie­ben, die jetzt erst­mals in Deutsch­land aufge­führt wurden.

In Work­shops in Flücht­lings­camps im Jorda­nien haben Syrer ihre Mono­loge verfasst, die hier eben­falls erst­mals vorge­tra­gen wurden.

Anschlie­ßen­des Gespräch mit dem Publikum.

 

FREITAG, 15.04.
Thea­ter­werk­statt im Kultur­zen­trum Pavil­lon, Lister Meile

DISKUSSION
THEATER IN DER PALÄSTINENSISCHEN GESELLSCHAFT 

Teil­neh­mer des Plenums: 

  • Klaus Hoff­mann, Hanno­ver, Thea­ter­wis­sen­schaft­ler, Vorsit­zen­der des Arbeits­krei­ses Kirche und Thea­ter in der EKD, Ehren­vor­sit­zen­der der Bundes­ar­beits­ge­mein­schaft Spiel und Thea­ter e.V.
  • Iman Aoun, Jeru­sa­lem, Ramal­lah, künst­le­ri­sche Leite­rin des Ashtar Theatre
  • Prof. Florian Vaßen, Hanno­ver, Hoch­schul­leh­rer, Leib­niz-Univer­si­tät Hanno­ver, Germa­nist, Thea­ter­päd­agoge, Theaterwissenschaftler
  • Andreas Poppe, Osna­brück, Lingen, Hoch­schul­leh­rer, Osna­brück, Insti­tut für Thea­ter­päd­ago­gik Lingen, Theaterwissenschaftler
  • Prof. Caro­line Y. Robert­son-von Trotha, Direk­to­rin, Karls­ru­her Insti­tut für Tech­no­lo­gie, Zentrum für ange­wandte Kultur­wis­sen­schaft und Studium Gene­rale, Koor­di­nie­rungs­stelle des Deut­schen Netz­werks der Anna-Lindh-Stiftung

Dr. Wort­mann bedankte sich bei allen Mitwir­ken­den – Schau­spie­le­rin­nen, Schau­spie­lern, Orga­ni­sa­to­ren, Wissen­schaft­lern und Unter­stüt­zern sehr nach­drück­lich dafür, dass es in dieser FILISTINA gelun­gen ist, paläs­ti­nen­si­sches Thea­ter­schaf­fen in das Programm nicht nur theo­re­tisch, sondern auch prak­tisch, hand­lungs­ori­en­tiert voll einzubeziehen.

Beson­ders beein­druckt habe ihn, dass hier die Stücke nicht nur er-funden, sondern so inten­siv und exis­ten­ti­ell em-pfun­den worden sind. Thea­ter ist eben Leben und Leben ist Theater.

Er ermu­tigte alle Betei­lig­ten, im Sinne des berühm­ten Wortes von Martin Buber:

weiter und zusam­men zu wirken:

Alles wirk­li­che Leben ist Begegnung

E‑Mail aus Ramallah:

At ASHTAR we look at theatre as a tool to free our society, ignite aware­ness,    create inter­nal indi­vi­dual free­dom, and invest in culture as a gene­ra­tor for   social change and poli­ti­cal liberation.

 

Dear Dr. Wortmann,

In the name of ASHTAR Theatre and the team, I would like to thank you for having us in the Filis­tina Festi­val. We were very happy to perform for the audi­ence in Hano­ver and would love to stay in cont­act and see you in the future with other works. Inshallah.

Best Regards, Iman Aoun

Artis­tic Direc­tor ASHTAR Theatre Ramal­lah — Palestine

ASHTAR Theatre is a non-profit NGO, foun­ded in 1991 in Jeru­sa­lem, with a scope of work that covers the West Bank and Gaza Strip

 

 

 

FREITAG, 15.04./ SAMSTAG, 16.04.
Thea­ter­werk­statt im Kultur­zen­trum Pavillon

THEATRE OF OPPRESSED
THEATERARBEIT IN FLÜCHTLINGSCAMPS

Die Mitglie­der des Ashtar Theatre erprob­ten mit den Teil­neh­mern der Work­shops die Methode des Thea­ter­päd­ago­gen Augusto Boal, das „Thea­ter der Unter­drück­ten“. Diese Methode ist beson­ders für die Arbeit mit Jugend­li­chen geeig­net, weil sie jedem eine eigene Stimme gibt, die Behand­lung schwie­ri­ger Themen auf der Bühne ermög­licht und einlädt zu Refle­xion und Selbst­kri­tik. Das Thea­ter­team stellte auch seine Arbeit in

Flücht­lings­camps in Jorda­nien vor und berich­tete über seine Erfah­run­gen. Flücht­linge waren herz­lich zur Teil­nahme einge­la­den. Arbeits­spra­che in den Work­shops Deutsch, Englisch und Arabisch.

Veran­stal­ter: Arbeits­kreis Kirche und Thea­ter in der Evan­ge­li­schen Kirche in Deutsch­land, Insti­tut für Thea­ter­päd­ago­gik Lingen der Hoch­schule Osna­brück, Bundes­ar­beits­ge­mein­schaft Spiel und Thea­ter, Thea­ter­werk­statt Hanno­ver, Anna-Lindh-Stif­tung, Paläs­tina Initia­tive Region Hannover.

 

Profes­sor Vaßen und Klaus Hoff­mann haben zum Thema “Thea­ter­ar­beit als Selbst­tä­tig­keit und Selbst­ver­stän­di­gung” im Kontext des Paläs­ti­nen­sisch-Deut­schen Dialogs einen aufschluß­rei­chen Arti­kel verfasst, welchen sie hier Herun­ter­la­den können.

 

 

 

FREITAG, 22.04.
Thea­ter in der List, Spichern­str. 13

ABSCHLUSSKONZERT

SAMIR MANSOUR & LAYALINA

Der Musi­ker und Kompo­nist Samir Mansour spielt mit seinem Ensem­ble „Laya­lina“ tradi­tio­nelle und moderne arabi­sche Musik und eigene Kompo­si­tio­nen. „Auf der Bühne sehen und hören Sie heute Abend drei Musi­ker aus vier Ländern“, so leitete er seine Begrü­ßung im ausver­kauf­ten Thea­ter in der List ein. Die polni­sche Percus­sio­nis­tin, der deut­sche Klari­net­tist und Samir Mansour, syri­scher Oudspie­ler mit paläs­ti­nen­si­schen Wurzeln, begeis­ter­ten das Publi­kum mit ihrer Musik. Beson­dere Freude erzeugte das Ensem­ble bei der anwe­sen­den Gruppe von Flücht­lin­gen mit einem bekann­ten arabi­schen Volks­lied, das klat­schend und singend beglei­tet wurde.

Mit diesem stim­mungs­vol­len musi­ka­li­schen Brücken­schlag zwischen Orient und Okzi­dent fand die FILISTINA 2016 einen fröh­li­chen Ausklang.

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Ein Fazit zur FILISTINA

Die Paläs­tina Initia­tive Region Hanno­ver hat die FILISTINA seit 2002 bereits zum sieb­ten Mal durch­ge­führt und dabei stets unter­schied­li­che thema­ti­sche Schwer­punkte und Veran­stal­tungs­for­mate gewählt.

Die dies­jäh­rige Ausrich­tung der FILISTINA auf das kultu­relle Leben in Paläs­tina hat durch die groß­zü­gige Unter­stüt­zung etli­cher Förde­rer und die Zusam­men­ar­beit mit sehr unter­schied­li­chen Koope­ra­ti­ons­part­nern das ange­strebte Ziel voll erfüllt.

Einem inter­es­sier­ten Publi­kum konn­ten wir viel­fäl­tige Einbli­cke und aktu­elle Perspek­ti­ven in die vitale paläs­ti­nen­si­sche Kultur­szene bieten und dem über­wie­gend von Gewalt gepräg­ten media­len Bild entgegenstellen.

Die Reso­nanz auf alle Veran­stal­tun­gen war geprägt von großem Inter­esse und der Bereit­schaft zum offe­nen Dialog.

Der Verlauf der FILISTINA 2016 bestärkt die ehren­amt­lich täti­gen Mitglie­der der Paläs­tina Initia­tive, in ihrem lang­jäh­ri­gen Enga­ge­ment fort­zu­fah­ren und die neu gewon­nen Kontakte und Ideen für die weitere Arbeit zu nutzen.

 

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Dank­sa­gung an die Förde­rer und Unterstützer

Kultur­büro der Landes­haupt­stadt Hannover

Kultur­för­de­rung der Region Hannover

Hanss-Lilje- Stif­tung

Kirch­li­cher Entwick­lungs­dienst der Ev.-Luth. Landeskirche

Stif­tung Leben & Umwelt Hein­rich-Böll-Stif­tung Niedersachsen,

Hein­rich-Böll-Stif­tung Pales­tine & Jordan, Ramallah,

Bünd­nis 90/ Die Grünen

Dr. Buhmann Stif­tung für inter­re­li­giöse Verständigung

Künst­ler­haus Hannover

kargah e. V.

Kommu­na­les Kino

Stadt­bi­blio­thek Hannover

Hanno­ver 96

Konzert­lo­kal KANAPEE

Thea­ter­werk­statt im Kultur­zen­trum Pavillon

Arbeits­kreis Kirche und Thea­ter in der EKD

Thea­ter in der List

Apos­tel­kir­che

Paläs­ti­nen­si­scher Ärzte und Apothe­ker Verein Niedersachsen

Deutsch-Paläs­ti­nen­si­sche Gesellschaft

NAJDEH e.V. Soziale Hilfs­or­ga­ni­sa­tion für Palästinenser

 

 

Impres­sum

Dr. Wilhelm Wort­mann, Spre­cher der Paläs­tina Initia­tive Region Hannover:
An der Krum­beeke 15, 30890 Barsinghausen
E‑Mail: Wortmannw@t‑online.de // www.palaestina-initiative.de

 

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Fili(ohneText)