20 Jahre Palästina Initiative Region Hannover 2002 — 2022
Den Festvortrag von Tsafrir Cohen, Geschäftsführer von medico international, das Grußwort von Nazih Musharbash, Präsident der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft sowie Einladung und Programm unserer Feier am 14. März 2023 finden Sie unter Aktuelles.
Liebe Palästina- und Israel-Interessierte,
die Palästina Initiative Region Hannover wünscht Ihnen und euch allen trotz der Konflikte und Kriege weltweit, vor allem des völkermörderischen in Gaza, besinnliche Weihnachtsfeiertage und ein hoffentlich friedlicheres gesundes neues Jahr 2025…!
Wir werden auch unsere FORUM-Reihe im kommenden Jahr fortsetzen, die exakte Planung ist noch in Arbeit. Termine, Referent*innen, weitere Fragestellungen werden wir demnächst bekanntgeben. Hier die Themenskizze:
Beginnen wollen wir im Januar mit der Vorführung des Films ‘From Ground Zero’, einer Kompilation von Kurzfilmen (Doku- Spiel- u.a.) zur Situation in Gaza, entstanden zwischen Dezember 23 und März 24. Autor*innen sind 22 Regisseur*innen aus Gaza. Bezüglich der deutschen außenpolitischen Haltung fragen wir Gibt es ein egalitäres Völkerrecht oder das Recht des Stärkeren? und zur Politik Israels Netanjahu — nur ein Betriebsunfall in der Geschichte Israels? Angesichts der Umwälzung in Syrien, der Kriege Israels und der Präsidentschaft Trumps wollen wir anhand differenzierter Einschätzungen überlegen: Wohin geht der ’neue Orient’? Und wir wollen der wichtigen Frage nachgehen, welche Wege zu einem friedlichen Zusammenleben der Bevölkerungen im Nahen Osten/Westasien führen können: Es gibt Menschen auf beiden Seiten, die sich dazu — auch gemeinsam — Gedanken machen: from the river to the sea .. — aber wie? Ängste und Hoffnungen. Deutlich machen wollen wir auch mit einem Vortrag, dass Gaza — ein Ort mit jahrtausende alter Geschichte ist.
Palästina Initiative Region Hannover
FORUM-Veranstaltungen 2024
Donnerstag, 05.12.2024 — 19.00 Uhr
Referent: Shir Hever (Heidelberg)
Aus jüdischer Sicht: Die Doppelsolidarität der Evangelischen Kirche in Deutschland zu Israel und Palästina
Ort: Freizeitheim Vahrenwald (Kleiner Saal), Vahrenwalder Str. 92
Theologie hat eine politische Bedeutung. Die evangelische Kirche in Deutschland, nach dem Holocaust mit einem tiefen moralischen Problem konfrontiert , suchte nach einer theologischen Lösung. Diese wurde aufgebaut auf einem christlich-jüdischen Dialog zwischen Christ:innen und Jüd:innen.
Die radikalen und fundamentalistischen zionistischen evangelikalen Kirchen in den USA erwarten das Armageddon und finanzieren Gewalt. Die deutschen evangelischen Kirchen behaupten vehement, dass sich ihre Theologie drastisch davon unterscheidet, aber sie haben mehr theologische Gemeinsamkeiten, als sie zugeben wollen.
Nicht erst seit dem 7.10.23, schon beim Erscheinen des Kairos-Palästina-Dokuments 2009, haben sich verschärfte Fronten gebildet. Mittlerweile wird die EKD von Christen in aller Welt beschuldigt, nicht gegen die starke Einschränkung der Rechte und Freiheiten der Palästinenser:innen und Jüd:innen einzuschreiten und damit eine rote Linie zu überschreiten, einen “status confessionis”.
Dr. Shir Hever – in Israel geboren und aufgewachsen – ist Aktivist und Forscher und lebt in Heidelberg. Er ist Geschäftsführer des Bündnisses für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern (BIP e.V.).
Mittwoch, 27.11.2024 — 18.00 Uhr
Referent: Jules El-Khatib (Essen)
Palästinenser*innen in Deutschland
Ort: Freizeitheim Vahrenwald (Kleiner Saal), Vahrenwalder Str. 92, Stadtbahnen Nr. 2 und 8 ab Hbf, Haltestelle Dragonerstraße
In dem Vortrag geht es um die Situation der Palästinenser/innen in Deutschland (Zahl, soziale Lage, ihre Organisationen, Wahrnehmung ihrer Situation in Deutschland), als auch darum, wie die Gesellschaft in Deutschland ihnen begegnet: Seit über einem Jahr herrscht Krieg im Nahen Osten, seit diesem Zeitpunkt wird in Deutschland wieder über Palästina und die Palästinenser geredet, doch in den seltensten Fällen wird mit ihnen geredet. Palästinensische Perspektiven kommen in Deutschland kaum vor, ihre Erfahrungen werden ignoriert, ihre Proteste teilweise kriminalisiert und ihr Leid nicht thematisiert. Über die Situation der Palästinenser in Deutschland, den deutschen Diskurs und die Berichterstattung in Deutschland, wollen wir mit dem deutsch-palästinensischen Hochschuldozenten Jules El-Khatib sprechen. Die Veranstaltung findet im Rahmen des Menschenrechtsbündnisses ‘Hannover grenzenlos’ statt.
Montag, 23. September 2024 — 19:00 Uhr
Referent: Riad Othman (Frankfurt/M)
Diffamierung als „Terroristen“ – Palästinensische Organisationen, UNRWA und der israelische Staat
Ort: Freizeitheim Vahrenwald (Kleiner Saal), Vahrenwalder Str. 92, Stadtbahnen Nr. 2 und 8 ab Hbf, Haltestelle Dragonerstraße
Seit jeher ist das Verhältnis zwischen dem UN Hilfswerk für Palästinaflüchtlinge UNRWA und dem israelischen Staat bestenfalls ambivalent gewesen. Doch erklärt sich das angespannte Verhältnis tatsächlich aus dem Terrorismusverdacht oder dem lange vernachlässigten Reformbedarf des riesigen Hilfswerks? Wie passen die jüngsten Anschuldigungen ins Gesamtbild der Beziehungen zwischen Israel, UNRWA und Organisationen der palästinensischen Zivilgesellschaft? Zwei jener Organisationen sind Partnerorganisationen von medico international. Die Anschuldigungen hatten auch Auswirkungen auf die Arbeit medicos vor Ort, vor allem auf palästinensische Gemeinden in den vollständig von Israel kontrollierten C‑Gebieten des Westjordanlandes und auf Patient:innen mit nicht übertragbaren Krankheiten im Gazastreifen. Zu diesen und anderen Fragen spricht Riad Othman von der Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international e.V. Riad Othman arbeitete in bzw. zu unterschiedlichen Krisenregionen, bevor er von 2012 bis 2015 das medico-Büro für Palästina und Israel vor Ort leitete. Seit 2016 ist er als ihr Nahostreferent von Berlin aus tätig.
Montag, 19. August 2024 – 18.00 Uhr
Referent: Moshe Zuckermann (Tel Aviv)
Wohin geht Israel? Politische Tendenzen und Entwicklungen in der israelischen Gesellschaft
Ort: Online per ZOOM
Die israelische Politik ist in einer schwierigen Lage, eigentlich in einer Sackgasse: Das Versprechen der politisch tragenden Kräfte, mit dem israelischen Sicherheitsapparat (Armee und Geheimdienste) die Besatzung und den Landraub militärisch zu ‘managen’ und damit die ‚Sicherheit‘ der Bevölkerung zu garantieren kann nicht mehr eingehalten werden. Es stellen sich Fragen, denn die politische Entwicklung in Israel bestimmt den Fortgang der Ereignisse mit.
Ist die militärische Logik bzw. die Logik dieses Sicherheitsdenkens weiterhin so dominant in der israelischen Gesellschaft oder gibt es Kräfte, die dieses Denken vermehrt anzweifeln? Andererseits: Wie stark ist die Neigung zur Verhärtung, wie drückt sie sich in den Parteien aus und gibt es auch dort Tendenzen zum Umdenken? Welche Haltung zeigt sich in den Demonstrationen gegen Netanjahu und für die Freiheit der Geiseln? Spielt das Streben der Palästinenser *innen nach Selbstbestimmung bzw. nach einem eigenen Staat eine Rolle? Welche Konsequenzen werden aus dem Versagen von Armee und Sicherheitsapparat um den 7. Oktober gezogen? Gibt es Auseinandersetzungen zwischen Militär und politischer Führung? Wie wird dort eine Ausweitung des Krieges im Norden diskutiert? Welche Erwartungen an das Ausland gibt es, speziell an Deutschland?
Moshe Zuckermann, 1949 in Tel Aviv geboren, ist ein israelisch-deutscher Soziologe und Historiker. Zwischen 1960 und 1970 lebte er in Frankfurt am Main. Zuckermann lehrte bis zu seiner Emeritierung am Institute for the History and Philosophy of Science and Ideas in Tel Aviv und leitete später an der dortigen Universität das Institut für deutsche Geschichte. Zuletzt erschienen: Moshe Zuckermann und Moshe Zimmermann, »Denk ich an Deutschland … Ein Dialog in Israel« (2023).
Dienstag, 6. August 2024 — 19.00 Uhr
Referent: Daniel Marwecki (Berlin)
Die Entwicklung der deutsch-israelischen Beziehungen von Adenauer bis heute: Rehabilitation, Normalisierung, “Staatsräson”.
Ort: Fzh. Linden, Windheimstr. 4, 30451 Hannover, Stadtbahnlinie 10 (Freizeitheim Linden)
Wenn Deutsche über Israel reden, reden sie meist über sich selbst. Deswegen ist die eigentliche Beziehungsgeschichte zwischen Deutschland und Israel weitgehend unbekannt. Reden deutsche Politiker über diese Beziehungen, so fallen Wörter wie »Wunder« oder »Versöhnung«. Wörter, hinter denen eher Wunschdenken als Realität steckt. Nach der israelischen Staatsgründung von 1948 war es ausgerechnet die Bundesrepublik, die zur wichtigsten Unterstützerin des jüdischen Staates wurde. Reparationen, Waffenlieferungen und Finanzmittel halfen, aus dem existenziell bedrohten Land eine Regionalmacht zu formen. Kein Wunder, dass Israel die ausgestreckte deutsche Hand annahm: eine andere Wahl hatte es kaum. Von Versöhnung aber war keine Rede. Niemand machte sich darüber Illusionen, dass in Deutschland ehemalige Nationalsozialisten Karriere machten – und mit der Israelhilfe ihre blutigen Hände in Unschuld wuschen.
Daniel Marwecki lehrt Internationale Beziehungen an der University of Hong Kong. Er hat 2018 an der SOAS University of London promoviert. Sein Buch »Germany and Israel: Whitewashing and Statebuilding« erschien 2018 bei Hurst Publishers, auf Deutsch unter dem Titel „Absolution? Israel und die deutsche Staatsräson“ beim Wallstein Verlag in Göttingen. Seine journalistischen Beiträge erschienen unter anderem in Le Monde Diplomatique, taz, Unherd und Jacobin.
Montag, 17. Juni 2024 — 19.00 Uhr
Referent: Andreas Zumach (Berlin)
Gespaltene Wahrnehmung: wie die Welt auf den Gazakrieg blickt.
Ort: Freizeitheim Vahrenwald (Hannover), Vahrenwalder Str. 92, Stadtbahn Dragonerstr., Kleiner Saal
Kein Thema entzweit die Welt der 193 UNO-Staaten und ihrer Bevölkerungen schon so lange und so stark wie der Konflikt Israel/Palästina. Die gegensätzlichen Reaktionen auf den seit Oktober letzten Jahres tobenden Gazakrieg zeigen das in aller Schärfe. Den einen Extrempol bilden die USA und Deutschland mit ihrer bedingungslosen und fast kritikfreien Unterstützung der israelischen Regierung. Den Gegenpol bilden Südafrika und Nicaragua mit ihren Klagen vor dem Internationalen Gerichtshof gegen Israel wegen Völkermord und gegen Deutschland wegen Behilfe zu diesem Verbrechen. Zwischen diesen beiden Polen gruppieren sich die übrigen 189 Staaten. Lassen sich dort neben Stellungnahmen unter völkerrechtlichen Gesichtspunkten noch weitere Motive finden, die z.B. durch eigenständige Interessen aber auch durch Abhängigkeiten und Einflusssphären bestimmt sind? Welche Rolle spielt die Öffentlichkeit in den jeweiligen Ländern und welchen Platz nehmen historische Erfahrungen ein? Tendiert die Welt zu einer neuen Blockbildung und liefern dabei Theorien eines Nord-Süd-Gegensatzes einen Erklärungsansatz? Mit diesen und weiteren Fragen wird sich Andreas Zumach in seinem Vortrag auseinandersetzen. Er bringt reichhaltige internationale Erfahrungen mit zu den diversen Konflikten im Nahen und Mittleren Osten sowie zu Fragen des Völkerrechts, der Sicherheitspolitik und Menschenrechtsthemen. Von 1988 — 2020 arbeitete Zumach als Korrespondent der taz und vieler anderer Zeitungen, Hörfunk und Fernsehsender bei der UNO in Genf. Heute lebt er als freier Journalist, Buchautor und Vortragsreferent in Berlin.
Montag, 27. Mai 2024 — 19.00 Uhr
Referent: Sven Kühn v. Burgsdorff
Kann die EU Palästina retten? Die Rolle der EU im Nahen Osten angesichts der internationalen Kräfteverhältnisse
Ort: Freizeitheim Vahrenwald, Vahrenwalder Str. 92, Stadtbahn Dragonerstr., Kleiner Saal
Dr. Sven Kühn von Burgsdorff studierte Politikwissenschaft und Völkerrecht, seit dem Eintritt in den Dienst der Europäischen Union 1992 war er bis zu seinem Ruhestand auf mehreren Kontinenten als Diplomat tätig, darunter zuletzt von Januar 2020 bis Juli 2023 in Jerusalem als Repräsentant der Europäischen Union in den Besetzten Palästinensischen Gebieten. Hervorzuheben sind seine Erfahrungen in Mediation und in der Umsetzung lokaler Friedensprozesse.
Er wird über seine mehrjährigen Erfahrungen als Diplomat der EU im Nahen Osten berichten, Handlungs- und Einflussmöglichkeiten in seiner Position aufzeigen und dabei auf einige Fragen eingehen, die sich dem aufmerksamen Beobachter der Vorgänge stellen: Wie gestaltet sich der Kontakt zu den Akteuren vor Ort? Wird die EU von ihnen als wichtiger Faktor wahrgenommen? Inwieweit kann sie als einheitlicher Block nach außen auftreten? Werden ihre Einflussmöglichkeiten dadurch begrenzt, dass unterschiedliche Sehweisen der einzelnen Staaten nicht zu übersehen sind? Welche Rolle spielt Deutschland in der EU im Kontext der Nahostpolitik, gibt es gar den Ton an? Zu fragen wird auch sein, ob und inwieweit die EU im Nahen Osten angesichts der regionalen und den Auswirkungen globaler Machtverhältnisse überhaupt Einfluss ausüben kann und schließlich: Mit welchem Konzept kann sie seiner reichen diplomatischen Erfahrung nach zu einer Friedenslösung beitragen? Diese und weitere Themenfelder werden an dem Abend auch Anlass zur regen Debatte mit dem Publikum geben.
Dienstag, 7. Mai 2024 — 19.00 Uhr
Referent: Johann Weng (Osnabrück)
Antisemitismus in Deutschland — historisch bis aktuell
Ort: Freizeitheim Vahrenwald, Vahrenwalder Str. 92, Stadtbahn Dragonerstraße, Kleiner Saal
Johann Weng ist langjähriges Mitglied der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft und Vorsitzender der DPG-Regionalgruppe Osnabrück.
Die deutsche und europäische Geschichte kennt viele Ereignisse und Formen des Antisemitismus. Jahrhunderte lang prägte der christliche Antijudaismus ein negatives Bild vom Judentum. Im 19. und 20. Jahrhundert dominierten biologistische und rassistische Theorien, später führte der nationalsozialistische Judenhass zu millionenfacher Vernichtung.
Über viele Jahre durchgeführte wissenschaftliche Untersuchungen belegen das Vorhandensein eines breiten Spektrums von antisemitischen Vorstellungen in der deutschen Bevölkerung. Besonders im Zusammenhang mit den Gazakriegen der letzten 20 Jahre häufen sich in der Politik und den Medien Berichte über den stark „zunehmenden Antisemitismus.“ Seit dem 7. Oktober 2023 ist dies besonders intensiv verbunden mit der Diskussion um den „antiisraelischen“, „islamischen“ und den „importierten“ Judenhass.
Aber ist das Antisemitismus? Es werden mehrere Antisemitismusdefinitionen und deren Eignung erörtert. Beispiele aus der Berichterstattung zum Gazakrieg und zu den „Skandalen“ um die documenta und die Biennale aktualisieren den Vortrag.
Mittwoch, 7. Februar 2024 — 19.00 Uhr
Referent: Shir Hever (Heidelberg)
Spyware und andere Techniken der Unterdrückung
Ort: Stadtteilzentrum Vahrenwald, Vahrenwalder Straße 92, Stadtbahn Dragonerstraße, Kleiner Saal
Technologie ist eine Erweiterung des menschlichen Körpers, sie kann für produktive und nützliche Zwecke eingesetzt werden oder Schmerzen und Tod verursachen. Im Juli 2021 deckten Amnesty International, Forbidden Stories und Citizen Lab auf, wie israelische Unternehmen weltweit führend im Einsatz von Spyware sind, um Menschenrechte zu verletzen und in die Privatsphäre von Menschenrechtsaktivist:innen, Anwält:innen, Politiker:innen und Journalist:innen einzudringen. Die Spyware hat sich in der ganzen Welt verbreitet, auch in der Europäischen Union und in Deutschland.
Als sich Strafverfolgungsbehörden und Regierungen aufgrund ihrer guten Beziehungen zu Israel weigerten, Spyware zu stoppen, öffneten sie nicht-israelischen Unternehmen die Tür, um ebenfalls in den Markt einzutreten.
Die Kombination aus Spionageprogrammen und künstlicher Intelligenz wurde bereits früher von israelischen Unternehmen eingesetzt, um Wahlen zu beeinflussen und Demokratien auf der ganzen Welt zu untergraben.
Vor kurzem haben investigative Journalist:innen aufgedeckt, dass auch Israel künstliche Intelligenz als Waffe einsetzt. Der Angriff auf Gaza ist der erste Krieg, in dem künstliche Intelligenz als Waffe eingesetzt wird.
Dies hat direkte Auswirkungen auf unser Leben. Wir müssen die Technologie verstehen, um Regeln für ihre sichere Nutzung und für unseren Schutz aufzustellen.
Dr. Shir Hever – in Israel geboren und aufgewachsen – ist Aktivist und Forscher und lebt in Heidelberg. Er ist Geschäftsführer des Bündnisses für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern (BIP e.V.).
Dienstag, 20. Februar 2024 — 19.00 Uhr
Referent: Norman Paech (Hamburg)
Widerstandsrecht, Selbstverteidigung und die Rolle von UN und IGH
Ort: Stadtteilzentrum Vahrenwald, Hannover, Vahrenwalder Straße 92, Stadtbahn Dragonerstraße, Kleiner Saal
Nach Jahrzehnten der Besatzung palästinensischer Gebiete (Westjordanland und Gaza) und jahrelanger Abschnürung des Gazastreifens durch Israel hat sich der Konflikt zwischen dem Staat Israel und der palästinensischen Bevölkerung seit dem 7. Oktober explosiv zugespitzt. Die Hamas nimmt für ihren Überfall auf Israel ein Recht auf Widerstand in Anspruch, Israel für seine Bombardierung des Gazastreifens und seiner Bevölkerung das Recht auf Selbstverteidigung. Was geben UN- Resolutionen und das Völkerrecht für eine Beurteilung her? Wie ist nach der Klage Südafrikas gegen Israel vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag dessen Rolle und seine vorläufige Entscheidung vom 26. Januar einzuschätzen? Und schließlich stellt sich die wichtige Frage, welche Kraft kann das Völkerrecht in dieser politischen und militärischen Auseinandersetzung überhaupt entfalten? Diese Fragen wird der anerkannte Völkerrechtler Professor Norman Paech versuchen zu klären.
Norman Paech ist Jurist und emerititierter Professor für für Politikwissenschaft und für Öffentliches Recht an der Universität Hamburg. Von 2005–2009 war er Mitglied des Deutschen Bundestages und Außenpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. Norman Paech ist u.a. im Wissenschaftlichen Beirat von IALANA und IPPNW.
FORUM-Veranstaltungen 2023
Mittwoch, 1. März 2023 — 19.30 Uhr
Referentin: Charlotte Wiedemann
Den Schmerz der Anderen begreifen — Holocaust und Weltgedächtnis
Ort: Stadtbibliothek Hannover, Hildesheimer Str. 12, Hannover
Geprägt vom Schweigen in der eigenen Familie verfolgt Charlotte Wiedemann die deutschen Debatten über die NS-Verbrechen seit Jahrzehnten. Welche Opfer haben eine Stimme? Was steuert unsere Empathie? Kann es ein Erinnern geben, das an Gerechtigkeit, menschlicher Gleichheit und Solidarität orientiert ist? Charlotte Wiedemann beschreibt diese Suche nach Antworten als einen Dialog zwischen zwei Anliegen, die ihren eigenen Lebensweg prägten: Als Deutsche die Verantwortung für die NS-Verbrechen im Zentrum unseres Bewusstseins halten und zugleich einen verengten eurozentrischen Blick auf Geschichte überwinden. „Staatsgründung [Israels] und Nakba lassen sich nicht von der Geschichte des europäischen Antisemitismus trennen, beides ist damit auch Teil unserer gemeinsamen Geschichte,“ sagt die Autorin. Aber es geht nicht nur um Palästina, Israel und deutsche Geschichte. Für die Betrachtung von Geschichte weltweit ist nach Wiedemann ein neues Zeitalter angebrochen: es geht um die Überwindung eines ‘weißen’ Geschichtsdenkens, um ein neuverstandenes Weltgedächtnis — im Spiegel der Leiden der Anderen. Deshalb freuen wir uns, diese Lesung in Kooperation mit dem Freundeskreis Hannover — Diyabarkir, der Kurdischen Gemeinde Deutschlands, Sektion Niedersachsen und der VVN zu veranstalten.
Dienstag, 23. Mai 2023 — 19:00 Uhr
Filmvorführung mit anschließender Diskussion
Der Große Bücherraub
Ort: Freizeitheim Lister Turm, Walderseestr. 100, 30177 Hannover, Raum 16
DER GROSSE BÜCHERRAUB (57 Minuten) erzählt chronologisch von der systematischen Plünderung von über 70.000 palästinensischen Büchern durch den neu gegründeten Staat Israel im Jahr 1948. Der Dokumentarfilm des niederländisch-israelischen Filmemachers Benny Brunner geht in verschiedenen Handlungssträngen einer Struktur nach, die sowohl dramatisch fesselnd als auch emotional verstörend ist. Im Mittelpunkt der Interviews stehen Zeitzeugenberichte und Kulturkritiken, die die Bücherdiebstahl-Affäre in einen größeren historisch-kulturellen Kontext stellen. Dabei wird die palästinensische Tragödie von 1948 neu beleuchtet und das moralisch-heroische israelische Narrativ des Krieges von 1948 widerlegt. Der Dokumentarfilm, der auf einer wissenschaftlichen Dissertation basiert, wird durch zahlreiche Gespräche und Interviews mit israelischen und palästinensischen Autoren und Wissenschaftlern sowie Zeitzeugen ergänzt.
Eine genehmigte Version in deutscher Sprache exklusiv für die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft e.V.
Veranstalter: Deutsch-Palästinensische Gesellschaft e.V. und Palästina Initiative Region Hannover
Montag, 12. Juni 2023 — 19.00 Uhr
Referentin: Sarah El Bulbeisi (Beirut)
Palästinensisches Trauma und Identität
Ort: Stadtteilzentrum Lister Turm, Walderseestr. 100, 30177 Hannover, Raum 16
Dr. Sarah El Bulbeisi ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Orient-Institut Beirut (OIB), wo sie nach ihrer Promotion am Institut für Nah- und Mitteloststudien der Ludwig-Maximilian-Universität München (LMU) seit November 2019 arbeitet. Vor dem OIB koordinierte sie das DAAD-Projekt „Violence, Forced Migration and Exile: Trauma in der arabischen Welt und in Deutschland“, einen Hochschuldialog zwischen palästinensischen und libanesischen Universitäten sowie mit der LMU München. Dr. Sarah El Bulbeisi ist Kind eines palästinensischen Vaters.
Als Schlussfolgerung ihrer Forschungen definiert sie die Tatsache, dass die Erfahrungen und Erlebnisse, die Palästinenser*innen während und nach ihrer Flucht und Vertreibung seit 1948 erfahren haben und hier in der Öffentlichkeit nicht anerkannt werden, als “diskursive Gewalt”. Was die dramatischen Folgen der Nakba — die im Prinzip bis heute durch stille Vertreibung per Landraub, Siedlungsbau, Haus- und Olivenplantagenzerstörungen anhält — und ihrer Tabuisierung für die Identitätsbildung vor allem auch junger Palästinenser*innen in der Diaspora bedeuten, steht im Zentrum der Untersuchung. Eingegrenzt hat sie ihre Recherchen auf 2 Generationen Palästinenser*innen, die selbst Flucht und Vertreibung erfahren hatten und deren Kinder, die zumeist schon hier geboren und aufgewachsen sind.
Hier finden Sie eine zugespitzte Kurzversion ihres Vortrags:
Über den Schmerz des Verschweigens. Palästinenser:innen in Deutschland und in der Schweiz
Dienstag, 25. Juli 2023 — 19.00 Uhr
Referent: Ehud Krinis (Villages Group)
Thema: Die stille Vertreibung — ’silent transfer’ — der Palästinenser*innen aus den C‑Gebieten der Westbank
Ort: Stadtteilzentrum Lister Turm, Walderseestr. 100, 30177 Hannover, Raum 16
Ehud Krinis ist jüdisch-israelischer Wissenschaftler. Vor 20 Jahren gründete Ehud Krinis eine kleine Friedensgruppe namens ‘Villages Group’. Ihr Hauptziel ist es, den von weiterer Vertreibung bedrohten Palästinenser*innen im südlichen Hebron-Gebiet im Westjordanland vor allem durch die Förderung der Bildung zu helfen, das Leben in ihren Gemeinden zu verbessern. Ehud Krinis wird Ende Juli/Anfang August in Deutschland sein anlässlich einer Tagung der Gesellschaft für Judäo-Arabistik, die an der Ludwig-Maximilians-Universität München stattfinden wird. Diese Wissenschaftsdisziplin befasst sich mit der Entwicklung und der Herausbildung von Gattungen und Wissensdisziplinen in der judäo-arabischen Literatur.
Zum Hintergrund seines Vortrags: Die südlichen Hebron-Berge (Massafar Yatta) sind eine Gebirgsregion im südlichen Teil des Westjordanlandes. Viele ihrer Bewohner leben in traditionellen Dörfern. Während der Jahre der israelischen Besatzung wurden einige dieser Höhlendörfer von der Armee zerstört, während andere unter dem Druck der israelischen Siedler verlassen wurden. Diejenigen, die noch existieren, wurden vor der Vertreibung durch die israelischen Behörden gerettet dank der Zusammenarbeit von Anwohnern und israelischen und internationalen Menschenrechtsorganisationen. Die noch vorhandenen Dörfer werden von den israelischen Besatzungsbehörden nicht anerkannt. Die Politik der Nicht-Anerkennung bedeutet, dass den Dorfbewohnern, die noch in dem Gebiet leben, grundlegende Dienstleistungen wie Wasser, Strom und Baugenehmigungen verweigert werden.
Donnerstag, 7. September 2023 — 19.00 Uhr
Referent: Nazih Musharbash (Osnabrück)
Thema: Die aktuelle politische Entwicklung in Israel
Ort: Stadtteilzentrum Lister Turm, Walderseestr. 100, 30177 Hannover, Raum 16
Nazih Musharbash, seit 2018 Präsident der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft (DPG e.V.), geht in seinem Vortrag auf die Zusammensetzung und die Politik der 37. israelischen Regierung seit Gründung des Staates Israel und auf ihre Auswirkungen auf das Leben der israelischen und der palästinensischen Bevölkerung ein. Benjamin Netanjahu führt eine der umstrittensten Koalitionen an: Ein Ministerpräsident unter Korruptionsverdacht, mehrere Minister als Steuersünder und Terror-Unterstützer. Hauptziel dieser Regierung ist die Schwächung der Kompetenz des Obersten Gerichtes und die Umgestaltung des sonst säkularen Staates in einen jüdischen Staat. Kritiker bezweifeln, ob Israel “demokratisch” und zugleich “jüdisch” sein kann. Darüber hinaus verfolgt die neue Regierung, erstmalig schriftlich fixiert, die Annexion der Westbank, die Besiedlung weiterer Gebiete durch jüdische Israelis, die völkerrechtlich nicht zu Israel gehören, eine Israelisierung der Westbank durch weitere Enteignungen, die Einverleibung von Ost-Jerusalem, Deportationen der einheimischen palästinensischen Bevölkerung und Schwächung der Palästinensischen Autonomiebehörde sowie die Verunmöglichen der Zwei-Staaten-Lösung. Die letzten militärischen israelischen Angriffe und die Reaktion der frustrierten palästinensischen Jugendlichen werden erörtert und diskutiert.
Nazih Musharbash lebt seit 1965 in Deutschland. Geboren 1946 in Amman/Jordanien, Abitur in Bethlehem und Beit Jala (Palästina), nach Studium in Oldenburg Realschullehrer und ‑rektor, engagierte sich jahrzehntelang als Ratsmitglied und Kreistagsabgeordneter und war Landtagsabgeordneter im Niedersächsischen Landtag.
Hier folgen der Vortragstext und die Powerpoint-Folien.
Donnerstag, 19. Oktober 2023 — 19.00 Uhr
Referentin: Karin Leukefeld (Bonn/Damaskus)
Thema: Neue Konstellationen im Nahen Osten und ihre Bedeutung für Israel/Palästina
Ort: Stadtteilzentrum Vahrenwald, Vahrenwalder Str. 92, Stadtbahn Dragonerstr., Kl. Saal
Im Nahen Osten spielen sich allem Anschein nach wichtige Verschiebungen der Machtverhältnisse ab. Die bedeutendste ist die überraschende Annäherung zwischen dem Iran und Saudi-Arabien. Ihre Feindschaft schien bisher eine grundlegende Konstante der Beziehungen in der Region zu sein. Diese Änderung zieht weitere nach sich wie z. B. die Reintegration von Assads Syrien in die Arabische Liga oder die Aussicht auf ein Ende des Krieges im Jemen. Was sind die Auswirkungen auf Israels Politik? Werden Tendenzen zu einem Militärschlag gegen den Iran gebremst oder gar längerfristig ein Sinneswandel in der Politik gegenüber der palästinensischen Bevölkerung in Gang gesetzt? Und vor allem: Wie verschieben sich die Einflüsse der auswärtigen Großmächte mit ihren möglichen Rückwirkungen? Stichworte: Aufstieg Chinas, schwindender Einfluss der USA. Karin Leukefeld, Journalistin mit langjährigen Erfahrungen in der Region wird versuchen, in ihrem Vortrag den Stand der Dinge zu analysieren und mögliche Entwicklungen aufzuzeigen.
Karin Leukefeld übernahm Schaubilder und Karten ihres Vortrags aus Berichten des Watson-Instituts in den USA und empfiehlt dazu folgende Links, unter denen man sich — allerdings in Englisch — die ganzen Schaubilder und Berichte ansehen kann:
https://watson.brown.edu/costsofwar/
https://watson.brown.edu/costsofwar/papers/2023/IndirectDeaths
Außerdem verwies sie auf einen Link zu einem Artikel von ihr in den NachDenkSeiten, der sich mit dem für die Region bedeutsamen Kontext und den Folgen des Krieges gegen den Terror seit 2001 beschäftigt:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=98728
Mittwoch, 8. November 2023 — 19.00 Uhr
Referent: Shir Hever (Heidelberg)
Thema: Die Nakba aus einer jüdisch-israelischen Perspektive
Ort: Stadtteilzentrum Vahrenwald, Vahrenwalder Str. 92, Stadtbahn Dragonerstr., Kl. Saal
Die Nakba ist in der israelischen Gesellschaft ein sehr belasteter Begriff. Zwischen den Versuchen, sie zu verdrängen, zu leugnen oder sie als Waffe zur Bedrohung der Palästinenser:innen einzusetzen, gibt die Nakba den Israelis keine Ruhe. Die Palästinenser:innen, die 1948 aus ihren Häusern vertrieben wurden, spuken weiterhin im israelischen Unterbewusstsein. Je mehr die Israelis versuchen, die Nakba zu vergessen, desto hartnäckiger wird die Erinnerung daran. In diesem Vortrag wird Shir Hever über seine eigene Kindheit sprechen und darüber, wie er von der Nakba erfuhr und wie seine eigene Familie in den Krieg von 1948 und die anhaltenden Bemühungen, die Ereignisse zu verdrängen, verwickelt war.
Dr. Shir Hever – in Israel geboren und aufgewachsen – ist Aktivist und Forscher und lebt in Heidelberg. Er ist Geschäftsführer des Bündnisses für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern (BIP e.V.).
Die Ausführungen von Shir Hever zu og. Thema können Sie nachlesen unter https://bip-jetzt.de/2023/06/03/bip-aktuell-262-die-nakba-aus-einer-juedisch-israelischen-perspektive/
Mittwoch, 29. November 2023 — 19:00 Uhr
Referentin: Tamar Amar-Dahl
Thema: Neozionismus, Besatzung und Krieg in Israel/Palästina
Ort: Stadtteilzentrum Vahrenwald, Vahrenwalder Str. 92, Stadtbahn Dragonerstraße
Der Angriff der Hamas auf israelische Ortschaften nahe Gaza entfachte einen neuen Gaza-Krieg. Israels offizielles Kriegsziel, die militärischen Kapazitäten der Hamas zu vernichten und ihr Regime in Gaza zu stürzen, wurde in Israel unangefochten hingenommen. Angesichts des Ausmaßes der Attacke wird der gegenwärtige Krieg sogleich als klassischer Verteidigungs-Krieg wahrgenommen. Zweifel über die Machbarkeit solcher Zielsetzungen bleiben dabei außen vor, auch die Frage des verheerenden Preises an Menschenleben und der Zerstörungen eines solchen „Vernichtungskrieges“. Die Kontext-Frage findet erst recht kaum Platz im israelischen Diskurs. Dabei war der 7. Oktober als Höhepunkt im anlaufenden Jahr gedacht. Netanjahu löste seit Januar 1923 mit der „Justizreform“ seiner sechsten Regierung zur Schwächung der Demokratie in Israel beispiellose, da dauerhafte Massen-demonstrationen über neun Monate aus: Das ganze Land war so gespalten, dass sogar ein innerjüdischer Bürgerkrieg befürchtet wurde. Wer sind die Kontrahenten dieses innerjüdischen Kampfes und wie hängt dieser mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt zusammen? Die Antwort der israelisch-deutschen Historikerin Amar-Dahl liegt im hierzulande wenig bekannten Begriff des „Neozionismus“. In ihrem neuen Buch arbeitet sie die Politischen Verhältnisse Israels in den letzten drei Jahrzehnten heraus. Ihr Fazit: Die Jahrtausendwende markierte eine Zäsur: Israels Entscheidung, den bewaffneten Volksaufstand der Palästinenser 2000 als Terrorismus einzustufen und niederzuschlagen, diente als Legitimation des Besatzungssystems und schwächte die linkszionistischen Kreise mit ihrer Friedensideologie. In der tiefsten Sinnkrise des Landes verschoben sich die politischen Verhältnisse, so dass rechtsradikale Kräfte zunächst salonfähig und dann immer stärker wurden. Die Wiederwahl von Netanjahu 2009 und 2022 markiert den Siegeszug des Neozionismus. Die folgenden Fragen stehen im Fokus des Vortrags:
— Wie entsteht in Israel der Konsens für den Krieg?
— Welche Rolle spielt dabei die 56jährige Besatzung der Gebiete Palästinas?
— Wie verhält sich die Okkupation zum Zivilmilitarismus, also zum gesellschaftlichen Konsens für Israels Kriegspolitik?
— Inwieweit erleben wir mit der seit Jahren andauernden Regierungskrise eine Art Implosion des politischen Systems?
— Welche Rolle spielt dabei der umstrittene Premierminister Benjamin Netanjahu?
— Der 07.10.2023: Der Anfang vom Ende des zionistischen Israel?
Dr. Tamar Amar-Dahl: in Berlin ansässige, unabhängige israelisch-deutsche Historikerin befasst sich mit Israels Geschichte, Politik und politischer Kultur. Studium der Philosophie und Geschichte in Tel Aviv, Hamburg und München. An der Ludwig-Maximilian-Universität München hat sie mit einer intellektuellen Biografie über den israelischen Politiker Shimon Peres promoviert. Unterrichtet hat sie an der Freien Universität und an der Humboldt Universität Berlin.
Radio Flora hat eine Tonaufnahme der Veranstaltung erstellt und bietet diese unter folgendem Link als Podcast an:
Montag, 11. Dezember 2023 — 19 Uhr
Referentin: Karin Gerster (Ramallah)
Thema: Das besetzte Westjordanland — der 2. Kriegsschauplatz
Ort: Veranstaltung im Zoom-Format
In diesen Tagen richtet sich die öffentliche Aufmerksamkeit nach dem Wiederbeginn der israelischen Angriffe in und auf Gaza wieder ganz auf den Gazastreifen. Auch an das Massaker der Hamas vom 7. Oktober wird erinnert. Die gestiegene Zahl der Übergriffe der Siedler im Westjordanland seit Beginn dieses Jahres lief weitgehend unter dem Radar der öffentlichen Aufmerksamkeit. In diesen Wochen und im Schatten des Gaza Krieges jedoch haben sich die Übergriffe der Siedler pogromartig verstärkt, großenteils unter Duldung bzw. auch mit Unterstützung der israelischen Armee. Wir möchten die Situation dort näher beleuchten, bekannt machen und u.a. fragen, ob hinter diesem Vorgang mehr steckt als nur die Übergriffe einzelne Siedlergruppen.
Inwieweit gibt es eine Systematik im Vorgehen mit dem Ziel, die Bevölkerung aus der Fläche zu vertreiben? Und wie nehmen die Palästinensische Autonomiebehörde und ihr Sicherheitsapparat ihre Rollen war? Wie reagieren die palästinensische Gesellschaft und die politische Szene?
Karin Gerster, Leiterin des Büros Palästina/Jordanien der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Ramallah/Westbank, kann uns dazu kompetent und vor Ort Auskunft geben.
FORUM-Veranstaltungen 2022
Interessierte, die noch nicht in unserem Verteiler sind, melden sich bitte unter info@palaestina-initiative.de für den jeweiligen Vortrag oder den Newsletter an. Der Link, der zur Teilnahme an der Veranstaltung (‘Meeting’) berechtigt, wird am Vortag der Veranstaltung versendet.
Donnerstag, 03.03.2022 — 19.00 Uhr
Referent: Claus Walischewski (Bremen)
Amnesty Internationals Bericht ‘Israels Apartheid gegen die Palästinenser’
Ort: Online-Veranstaltung über Zoom
In AI’s Bericht wird die Beziehung zwischen Israelis und Palästinenser*innen unter dem Blickwinkel des Apartheidsbegriffs neu analysiert und und einer neuen Bewertung unterzogen. So werden die vielen Menschenrechtsverletzungen und Diskriminierungen, die AI über die Jahre dokumentiert hat, neu geordnet und es wird anhand vieler Beispiele sichtbar gemacht, dass das System der Unterdrückung und Diskriminierung fast alle Lebensbereiche der Palästinenser*innen beeinflusst und dass alle Palästinenser*innen (die in Israel, in Ost-Jerusalem, in der Westbank, in Gasa und die Flüchtlinge im Ausland) betroffen sind. Claus Walischewski ist der Sprecher des deutschen Ablegers des Israelischen Komitees gegen Hauszerstörungen (Israelian Committee against House Demolitions — ICAHD).
Claus Walischewski hat uns freundlicherweise sowohl die Inhalte der Powerpoint-Präsentation des Vortrags als auch einige Begleitmaterialien zur Verfügung gestellt.
Sowohl Herr Walischewski als auch eine Teilnehmerin des Zoom-Vortrages haben folgenden Podcast vom WDR empfohlen: “Vorwurf Antisemitismus — Vom Umgang mit einem scharfen Schwert”.
Dienstag, 10.05.2022 — 19.00 Uhr
Referent: Shir Hever (Heidelberg)
Praxis der Dekolonisierung in Israel/Palästina
Ort: Online-Veranstaltung über Zoom
Dazu schreibt Shir Hever: Nur sehr wenige Wissenschaftler:innen in der Welt bestreiten nach wie vor die Relevanz des Kolonialismus-Themas für die Situation in Israel/Palästina. Palästinensische und israelische Wissenschaftler:innen auf der rechten und linken Seite berufen sich auf Theorien des Kolonialismus, Postkolonialismus, Antikolonialismus und Neokolonialismus. Die entscheidende Frage ist jedoch nicht, wie man die Lage in Israel/Palästina richtig definiert, sondern wie man sie verbessern kann. An dieser Stelle kommt das Thema der Dekolonisierung in die Debatte. Bedeutet “Dekolonisierung” das Ende des jüdischen Lebens in Palästina? Können Dekolonisierung und Siedlerkolonialismus in ein und demselben Land koexistieren? Die Dekolonisierung ist ein andauernder und schmerzhafter Prozess. Wir sollten aufhören, den Begriff “Konflikt” zu verwenden und stattdessen den Begriff “Dekolonisierung” benutzen.
Donnerstag, 30.06.2022 — 19.00 Uhr
Referent: Theodor Wahl-Aust (Düsseldorf)
Bildvortrag — Das Recht wird in der Wüste wohnen und Gerechtigkeit im fruchtbaren Lande
Ort: Stadtteilzentrum Lister Turm, Raum 16
Israels oberster Gerichtshof hat am 5. Mai die Zerstörung von acht palästinensischen Dörfern und die Vertreibung von mehr als 1000 Menschen im Süden des Westjordanlands gebilligt. Genau dort in Masafar Yatta südlich Hebron (arab. Al-Khalil) war Theodor Wahl-Aust bis vor kurzem — Frühjahr 2022 — im Auftrag von Pax Christi als Menschenrechtsbeobachter des Weltkirchenrats* im Einsatz – und er berichtet vom verzweifelten Kampf der Menschen gegen die Zerstörung und den Verlust ihrer Heimat. (Bild links: Zerstörung einer Behausung in den Bergen südlich Hebrons, ©ÖRK-EAPPI). *EAPPI: Ecumanical Accompaniment Programme in Palestine and Israel.
Montag, 07.11.2022 — 19.00 Uhr
Referent: Leonardo Carvalho Bandarra
Achieving the Possible — Das (Un?)Mögliche erreichen!
Ort: Online Veranstaltung über Zoom
Mit dieser Veranstaltung möchten wir die NGO METO vorstellen. Die Middle East Treaty Organization (www.wmd-free.me) ist eine Nichtregierungsorganisation, die 2017 als Zusammenschluss von zivilgesellschaftlichen Aktivisten und Abrüstungsexperten gegründet wurde. Ziel ist, den Nahen Osten von allen Massenvernichtungswaffen (MVW) zu befreien. Dem zu Grunde liegt ein Vorschlag aus den 1970er Jahren für eine atomwaffenfreie Zone im Nahen Osten, erweitert um das Ziel, neben Atomwaffen auch chemische und biologische Waffen einzubeziehen. METO arbeitet auf eine umfassendere Vision von regionaler Sicherheit und Frieden hin mit dem Ziel der Einrichtung einer massenvernichtungswaffenfreien Zone im Nahen Osten. Um dieses Ziel zu erreichen, verfolgt die Organisation einen traditionellen, auf Verträgen basierenden Ansatz. Er stützt sich sowohl auf diplomatische Mechanismen als auch Kampagnen der Zivilgesellschaft, die u.a. Programme und Veranstaltungen umfassen, die sich auf politische Debatten, Interessenvertretung und Bildung konzentrieren. METO ist international aktiv und Partner u.a. der International Campaign to Abolish Nuclear Weapons und der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs.
Vor dem Referat gibt Sharon Dolev, Direktorin der Mittel East Treaty Organization, eine kurze Einführung. Sie wird sich auch an der anschließenden Diskussion mit Beiträgen beteiligen.
Dr. Leonardo Bandarra ist ein Wissenschaftler, der sich mit der Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen und der Abrüstung, vor allem von Kernwaffen, beschäftigt. Er arbeitet als Wissenschaftler Mitarbeiter in der Universität Duisburg-Essen und ist Senior Research Associate in der Middle East Treaty Organization.
Neben den interessanten Informationen betr. den Nahen Osten und die Existenz atomwaffenfreier Zonen in der Welt macht die Aufzeichnung den Zuschauern die Komplexität internationaler Diplomatie deutlich. Die Beiträge geben ein gutes Bild davon, wie wichtig und notwendig und zugleich schwierig der Aufbau von Vertrauen in Verhandlungsprozessen ist und welche Rolle eine international vernetzte NGO spielen kann.
Donnerstag, 24.11.2022 — 19.00 Uhr
Referent: Theodor Wahl-Aust (Düsseldorf)
Für ein barrierefreies Leben in Massafar Yatta!
/ Gegen Aussperrung und Vertreibung in MY
Ort: Stadtteilzentrum Lister Turm, Raum 16
Israels oberster Gerichtshof hat am 4. Mai die Zerstörung von acht palästinensischen Dörfern und die Vertreibung von mehr als 1000 Menschen im Süden des Westjordanlands gebilligt unter Berufung darauf, dass in Masafer Yatta in den Bergen von Süd-Hebron ein Militämanövergebiet, die Feuerzone 918, errichtet werden müsse. Diese Begründung der Errichtung von sogenannten Feuerzonen dient oft als Vorwand, um Platz zu schaffen für die Errichtung von Siedlungen.
Dort in Masafar Yatta südlich Hebron war Theodor Wahl-Aust bis vor kurzem – Frühjahr 2022 – im Auftrag von Pax Christi als Menschenrechtsbeobachter des Weltkirchenrats* im Einsatz, er berichtet vom verzweifelten Kampf der Menschen gegen die Vertreibung und damit den Ausschluss von dem Ort, wo sie seit Generationen gelebt haben.
*EAPPI: Ecumanical Accompaniment Programme in Palestine and Israel.
FORUM-Veranstaltungen 2021
Soweit wir die FORUM-Veranstaltungen aufgezeichnet haben (5.10. mit Karin Leukefeld, 17.11. mit Dr. Raif Hussein, 15.12. mit Dr. Shir Hever, 26.01.21 mit Prof. Abed Schokry, 01.03.21 mit Dr. Raif Hussein, etc.), finden Sie die Videos weiter unten auf dieser Seite unter dem jeweiligen Veranstaltungstext.
Dienstag, 26.01.21 — 19.00 Uhr
Referent: Abed Schokry (Gaza)
(Über)Leben zwischen Trauma und Hoffnung’ - Aktueller Bericht aus Gaza unter Coronabedingungen
Ort: Online-Veranstaltung über Zoom
Prof. Dr. Abed Schokry studierte ab 1992 Maschinenbau an der Technischen Universität Darmstadt. Schon da engagierte er sich als Vertreter ausländischer Studenten. Später promovierte er in Ergonomie/Rettungsdienst und Rettungswagen. Ab 2002 kam auch seine Frau nach Deutschland und die erste und die zweitälteste Tochter wurden in Berlin geboren.
Nach seinem Studium in Deutschland folgte Dr. Abed Schokry aus dem sicheren Berlin 2007 einem Ruf an die Universität Gaza und kehrte in seine Heimat zurück. Und diese, gerade zu einer Zeit, als die letzten ausländischen Beobachter den palästinesischen Grenzposten Rafah verließen. Seitdem lebt er nun mit seiner Familie dort. Dort erlebte er die militärische Invasion der israelischen Armee 2008 / 2009, die Kriege, die Zerstörungen und die totale Abriegelung nach außen und deren traumatische Auswirkungen, die bis heute anhalten. Abed Schokry sendet regelmäßig erschütternde Berichte aus Gaza über Situationen, die in keinem deutschen Medium zu lesen sind. „Ich bin verzweifelt, aber auch wütend“, so beginnt einer der Briefe, die er regelmäßig an deutsche Freunde und Bekannte schickt.
Authentisch berichtet er über das aktuell durch Corona noch besonders verschlechterte Leben in Gaza – und richtet seinen Blick auch auf die Situation von Familien, Kindern und Jugendlichen.
Dienstag, 09.02.21 — 19.00 Uhr
Referent: Daniel Alexander Schacht (Hannover)
Präsentation: “Palästinenser im Wunderland”
Ort: Veranstaltung über Zoom
Graffiti gegen Gewalt: Die weltweit beachtete Blüte der Street Art – an Israels Sperrmauer zur Westbank in Bethlehem mit Dr. Daniel Alexander Schacht: Mit seinen Graffiti hat der internationale Street-Art-Star Banksy eine Konjunktur der Kunst an der Sperrmauer losgetreten, die Israel durch Bethlehem gebaut hat. Eine Präsentation von Dr. Daniel Alexander Schacht als visueller Spaziergang an dem Bauwerk, dass die Palästinenser isolieren sollte – und das durch Street Art aus aller Welt jetzt gerade Aufsehen erregt.
Ursprünglich war die Präsentation als Präsenzveranstaltung im Rahmen der FILISTINA im Kino im Künstlerhaus geplant. Sie musste jedoch auf Grund von COVID-19 abgesagt werden und wurde digital im Rahmen unserer Forumsveranstaltungen nachgeholt.
Hier können Sie die Aufzeichnung des Vortrags sehen. Wir empfehlen für eine bessere Lesbarkeit der Folien während des Vortrags rechts unten auf Vollbild zu klicken.
Buchempfehlungen von Dr. Schacht:
• Zia Krohn & Joyce Lagerweij: „Concrete Messages. Street Art on the Israeli-Palestinian Separation Barrier”. Dokument Press. Arsta, Sweden 2010, 126 Seiten, 28,21€
• “A Child in Palestine. The Cartoons of Naji al-Ali. With an Intoduction by Joe Sacco”. Verso – New Left Books. London, New York 2009, 118 Seiten, 12,89€
• Arab Educational Institute: “The Wall Museum. Palestinian Stories on the Wall in Bethlehem”. AEI Open Windows. Bethlehem 2012, 72 Seiten, Mail an aei@p‑ol.com.
Im Chat unserer Veranstaltung wurden Adressen und Hinweise bei weiterem Informationsbedarf empfohlen:
• Zur palästinensischen Ortschaft Al-Isawiya in Ostjerusalem: en.wikipedia.org/wiki/Isawiya
• Ein sehr interessanter Buchladen in Ostjerusalem: www.educationalbookshop.com
• Die Bibel als Grundbuch – ein Artikel in Haaretz: www.haaretz.com
• Zur Website des EAPPI-Netzwerks in Deutschland: www.eappi-netzwerk.de
• Zum Palästinabild in israelischen Schulbüchern: Nurit Peled-Elhanan — “Palästina in israelischen Schulbüchern”. Eine Rezension zu diesem Buch von Willi Parlmeyer im BIP Aktuell 155. Zu beziehen für 28€ über die STIFTUNGS-Buchhandlung Otterstadt (bitte nach der deutschen Ausgabe fragen); E‑Mail: buchhandlung.hirschler@singstiftung.de; Telefon: 06232–2890098
Montag, 01.03.21 — 19.00 Uhr
Referent: Raif Hussein (Hannover / Haifa)
Neuwahlen in Israel – die Parteienlandschaft und die oppositionelle Gemeinsame Liste
Ort: Online-Veranstaltung über Zoom
In Israel stehen nach den Wahlen von 2019 und 2020 am 23.03. dieses Jahres erneute Wahlen an. Seit den letzten Wahlen haben sich einige Dinge verändert. Zum einen geriet Netanjahu verstärkt unter Druck und steht wegen Korruption unter Anklage. Zum anderen wurde sein Unterstützer Trump in den USA als Präsident abgewählt.
Was bedeutet das für die anstehenden Wahlen? Wer und was steht zur Wahl und welche Tendenzen sind abzusehen? Wie steht es um die bei den letzten Wahlen noch drittstärkste Kraft, die gemeinsame Liste aus palästinensischen und linken jüdischen Kräften? Für Palästina stehen ebenfalls Wahlen an, für das Parlament, die Präsidentschaft und den Nationalrat, und zwar an drei verschiedenen Terminen. Was ist davon zu erwarten und wie ernst sind die Versöhnungstendenzen zwischen PLO und Hamas zu nehmen?
Dr. Raif Hussein lebt seit vielen Jahren in Hannover und ist Mitglied der PI. Er leitete auch viele Jahre die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft e. V. Zur Zeit hält er sich in Haifa auf und beobachtet dort die Lage und Entwicklung in Israel und Palästina.
Donnerstag, 25.03.21 – 19.00 Uhr
Referent: Daniel Alexander Schacht (Hannover)
Friedliche Gemeinsamkeit – (k)eine Utopie?
Ort: Online-Veranstaltung über Zoom
Omri Boehms Impulse für eine andere Debatte über Frieden zwischen Palästinensern und Israelis – eine Präsentation aus Anlass seines jüngsten Buches „Israel – eine Utopie”
Kann man als Deutscher Israels Politik kritisieren, ohne damit in alten Antisemitismus zurückzufallen? Ist es Verrat am Zionismus, wenn man sich nicht zu einem jüdischen Staat bekennt? Führt der Weg zum Frieden nur über die Zwei-Staaten-Lösung, einen Staat der Palästinenser neben dem der Israelis?
Solche Fragen wirft der israelische Intellektuelle Omri Boehm auf – und diskutiert sie erfrischend tabulos. Seine Argumente klingen umso aktueller, je verfahrener die Lage im Nahen Osten scheint. Denn umso deutlicher wird, dass Frieden und Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit zwischen Mittelmeer und Jordan nicht gegen Exklusivitätsansprüche einer Gruppe, einer Ethnie oder Glaubensgemeinschaft gedeihen können. „Israel – eine Utopie“ heißt das Buch, in dem der 1979 in Haifa geborene und in New York lehrende und auch in Deutschland forschende Philosoph (Boehm besitzt die israelische und deutsche Staatsbürgerschaft) viele Vorbehalte der Nahostdebatte abräumt – und seine eigene, recht konkrete Utopie von einer anderen, friedlichen und demokratischen Staatlichkeit für Israelis und Palästinenser dagegensetzt.
Daniel Alexander Schacht zeichnet Boehms Argumentationslinien nach, illustriert seine Exkursionen in Geschichte und Gegenwart israelischen Vordringens und palästinensischer Verdrängung mit teils historischen, teils aktuellen Bildern – und lädt zu einer Diskussion von Boehms provozierenden Thesen ein, die Chancen und Grenzen des von Boehm anstelle der Zwei-Staaten-Lösung favorisierten binationalen Staates von Israelis und Palästinensern ausloten soll.
Mittwoch, 28.04.21 — 19.00 Uhr
Referent: Shir Hever
Die israelisch-deutschen Rüstungsbeziehungen und ihre politischen Implikationen
Ort: Online-Veranstaltung über Zoom
Dass die deutsch-israelischen Beziehungen auch im Rüstungssektor sehr eng sind, dürfte bekannt sein. Am 20. März diesen Jahres erschien in der Süddeutschen Zeitung ein ausführlicher Artikel über die deutschen U‑Boot-Lieferungen, in dem auch dem Verdacht auf korruptive Verwicklungen von Regierungskreisen nachgegangen wurde. Durch diese Reportage wurden wir angeregt, das Thema der Rüstungsgeschäfte, das über U‑Boot-Lieferungen weit hinausgeht, zu vertiefen.
Dr. Shir Hever – in Israel geboren und aufgewachsen – ist Aktivist und Forscher und lebt in Heidelberg. Er ist Geschäftsführer des Bündnisses für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern (BIP e.V.).
Montag, 17.05.21 – 19.00 Uhr
Referent: Mitri Raheb
Hoffnung für Palästina? Die palästinensische Zivilgesellschaft im alltäglichen Kampf gegen den ‚doppelten Lockdown’
Ort: Online-Veranstaltung über Zoom
Dr. Mitri Raheb ist der vielfach international geehrte Gründer und Präsident des Bildungszentrums “Dar al Kalima” in Bethlehem, das in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum unter schwierigsten Bedingungen begeht. Heute ist Dar al Kalima ein großes Bildungszentrum mit Hochschule, allgemeinbildenden Abteilungen sowie außerschulischen Einrichtungen.
Mitri Raheb war von Juni 1987 bis Mai 2017 leitender Pfarrer der Lutherkirche in Bethlehem und von 2011 bis 2016 Präsident der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land. 2018 wurde er in den Palästinensischen Nationalrat und in den Palästinensischen Zentralrat gewählt. Er ist Autor von 18 Büchern und Gründungs- und Vorstandsmitglied der Nationalbibliothek Palästinas sowie Gründungsmitglied und Autor von Kairos Palestine. In Theologie promoviert er an der Philipps-Universität Marburg.
Mitri Raheb wird über die politische Dimension der Bildungsarbeit berichten, über seine Einschätzungen zu den leider verschobenen palästinensischen Wahlen sprechen und zur Rolle der internationalen Staatenwelt, insbesondere Deutschland. Eine Veranstaltung u.a. vom Arbeitskreis–Nahost Bremen und der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft Bremen.
Die zwei von Sönke Hundt bearbeiteten Videos dieser Veranstaltung sind jetzt freigeschaltet worden und zwar in zwei Ausgaben. Die Langfassung mit Referat + Diskussion + Interview (1h54min) finden Sie hier:
Die kürzere Fassung enthält “nur” das Referat (40min): youtu.be/Dog6hoDMKDc
Beide Videos finden Sie auch auf www.nahost-forum-bremen.de.
Montag, 14.06.21 – 19.30 Uhr
Referent: Imad Mustafa
Zur politischen Rolle von antimuslimischem Rassismus in Deutschland
Ort: Online-Veranstaltung über Zoom
Anlässlich der Protestdemonstrationen im Mai gegen die Politik Israels gab es in Medien und Politik viele Verlautbarungen gegen ‚migrantischen‘ bzw. ‚muslimischen‘ Antisemitismus. An diesem Abend möchten wir diese Äußerungen in einen weiteren Zusammenhang stellen: Migration, Integration und sogenannte Islamkritik sind seit Jahren Themen in Medien und Öffentlichkeit. Muslim*innen werden oft einem Generalverdacht ausgesetzt und als gefährlich markiert, indem sie als außerhalb europäischer Normen sozialisierte Gruppe konstruiert werden, die das böse Andere europäischer Zivilisiertheit darstellt. Gewalt, Antisemitismus, Frauenunterdrückung, Fundamentalismus werden externalisiert und auf Muslim*innen projiziert, so als gäbe es diese Phänomene hier nicht.
Zugleich unterwerfen Polizei- und Geheimdienstapparate Muslim*innen einem Kontrollregime, das muslimisches Leben in Deutschland immer weiter erfasst und dokumentiert. Immer öfter wird islamische Religiosität in die Nähe von Extremismus gerückt, ganze Gemeinden dadurch stigmatisiert. Jüngstes Beispiel sind die beiden Islamkarten des „Dokumentationszentrums Politischer Islam“ in Wien und die Karte von tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber (Moscheepedia).
Die Veranstaltung will diesen Konstruktionen kritisch nachspüren; nachfragen, was sogenannte Islamkritik und antimuslimischer Rassismus im westlich-europäischen (Sicherheits-)Diskurs überhaupt für eine Funktion erfüllen, welche diskursiven Verschiebungen und Überlappungen mit islamischer Religiosität stattfinden und wie sich Musliminnen und Muslime sowie progressive Verbündete dagegen wehren können.
Imad Mustafa arbeitet am Seminar für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Universität Erfurt. Er promovierte dort am Lehrstuhl für Vergleichende Analyse von Mediensystemen und Kommunikationskulturen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Demokratisierungs- und Bewegungsforschung, Nahostforschung, Rechtspopulismus, Islam in Deutschland und antimuslimischem Rassismus. Im Juli erscheint sein neues Buch “Revolution und defekte Transformation in Ägypten”.
Donnerstag, 02.12.2021 – 19.00 Uhr
Referent: Sami Hussein (Jericho/Hildesheim)
Gesundheit unter Besatzung
Ort: Freizeitheim Döhren
Es wird von Prof. Dr. Hussein die gesundheitliche Lage der Bevölkerung in Palästina und die Gesundheitsversorgung dargestellt. Haben alle gleichermaßen Zugang zur Gesundheitsversorgung, zu Medikamenten, Impfstoffen, Prothesen, Krankenhäusern? Welche Unterschiede gibt es bei der Versorgung der israelischen und palästinensischen Bevölkerung? Welche Unterschiede gibt es bei der Impfsituation der palästinensischen und israelischen Bevölkerung? Wäre eine Aufhebung des Patentschutzes von Vorteil? Wie ist der Einfluss der Besatzung auf die Gesundheitsversorgung?
Der Referent Prof. Dr. Sami Hussein, der nach seiner Tätigkeit als renommierter Neurochirurg an der MHH und als Chefarzt in Hildesheim den Entschluss fasste, als Spezialist nach Jerusalem und Jericho zu gehen, kennt sich dort sehr gut aus und referiert aus aktueller Sicht.