Hier finden Sie alte Themenübersichten und Faltblätter des FORUM Palästina der
PALÄSTINA INITIATIVE REGION HANNOVER. Die ältesten Dokumente sind aus dem Jahre 2005 (für diese bitte ganz nach unten scrollen). Die Zuordnung zu den Jahren erfolgte nach Erscheinungsdatum der Dokumente.
FORUM-Veranstaltungen 2. Halbjahr 2020
Dienstag, 15.09.20 — 19.00 Uhr
Referent: Riad Othman (Frankfurt/M)
Die Entwicklungen und Widersprüche innerhalb der palästinensischen Gesellschaft in den besetzten Gebieten
Ort: Online-Veranstaltung über Zoom
Die Jahrzehnte der Besatzung und Siedlungspolitik, aber auch der Etablierung einer nominellen palästinensischen Selbstverwaltung in Form der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) haben in der Gesellschaft Spuren hinterlassen. Dasselbe trifft auf die innerpalästinensische Spaltung und Abriegelung des Gazastreifens zu. Hinzu kommen Generationenkonflikte, wie sie eigentlich in allen Gesellschaften üblich sind, und soziale Gegensätze, die sich in den letzten 25 Jahren stark verschärft haben. Riad Othman, Nahostreferent der Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international e.V., wird in seinem Vortrag versuchen, unter Berücksichtigung der Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit ein Bild der derzeitigen Stimmung und Diskussionen zu skizzieren. Riad Othman leitete von 2012 bis 2015 vor Ort das medico-Büro für Israel und Palästina und arbeitet seit 2016 als Nahostreferent für die Organisation.
Montag, 05.10.20 — 19.00 Uhr
Referentin: Karin Leukefeld
Die Rolle Israels bei den Konflikten im Nahen Osten
Ort: Online-Veranstaltung über Zoom
Westasien, von Europa aus gesehen der Nahe Osten, ist eine der konfliktreichsten Regionen auf diesem Planeten. Neben den überkommenen, älteren innergesellschaftlichen Widersprüchen verdankt sich ein großer Teil der Konflikte der Einmischung europäischer Großmächte, später auch der USA, in die Region — ein Meilenstein dabei war die Aufteilung in Interessensphären unter Missachtung des Selbstbestimmungsrechts der Völker nach dem Ersten Weltkrieg. Ein wichtiger Einschnitt war die Gründung Israels 1948, die mit der Vertreibung des größten Teils der Urbevölkerung im Lande einherging, womit ein weiterer Konfliktherd, wahrgenommen als israelisch- arabischer Gegensatz, entstand. Die Frage, welche Rolle die israelische Politik bei den unterschiedlichen Konflikten in der Region spielt und wie autonom die israelische Regierung in ihren außenpolitischen Entscheidungen ist, wird Gegenstand des Abends sein. Wie verhält sich z.B. die aktuell seitens Netanyahu gelungene „Normalisierung“ der Beziehungen zu den Vereinigten Arabischen Emiraten zum nicht nur wahlkampfbedingtem Interesse der USA am Aufbau einer US-geführten Front gegen den Iran, um das iranische Konzept einer Konferenz der Golfstaaten zu konterkarieren?
Die Referentin, Karin Leukefeld, ist freie Journalistin (in Syrien akkreditiert), berichtet seit Jahren aus dem Nahen Osten, ist Autorin mehrerer Bücher (darunter “Flächenbrand”, mittlerweile in 3. Auflage) und referierte zuletzt im Dezember 2018 zur Lage in Nahost.
Hier können Sie die Aufzeichnung des Vortrags sehen. Wir empfehlen für eine bessere Lesbarkeit der Karten rechts unten auf Vollbild zu klicken.
Donnerstag, 05.11.20 — 19.00 Uhr
Referent: Riad Othman (Frankfurt/M)
Menschenrechte und Gesundheitsversorgung in den von Israel besetzten palästinensischen Gebieten — Das eingeschränkte Recht auf Gesundheit
Ort: Online-Veranstaltung über Zoom
Schon die Verfassung der Weltgesundheitsorganisation von 1946 hielt (zwei Jahre vor ihrer eigentlichen Gründung) fest, dass „der Besitz des bestmöglichen Gesundheitszustandes […] eines der Grundrechte jedes menschlichen Wesens, ohne Unterschied der Rasse, der Religion, der politischen Anschauung und der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung“ sei. In vielen Gegenden der Welt ist es um dieses Grundrecht schlecht bestellt, nicht nur in den besetzten palästinensischen Gebieten. Allerdings sind die Gründe für die Unerreichbarkeit oder das Fehlen von Behandlungsmöglichkeiten in vielen Fällen anderer Art als in anderen Staaten. Es fehlt nicht grundsätzlich an ausgebildetem Personal, Medikamenten oder Apparaturen, sondern vor allen Dingen am Zugang, den der israelische Staat einschränkt, und am Einsatz von Haushaltsmitteln durch die Palästinensische Autonomiebehörde. Riad Othman, Nahostreferent der Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international e.V., wird in seinem Vortrag über den Zugang zu Gesundheit in den besetzten palästinensischen Gebieten nach den Osloer Interimsabkommen und unter den Bedingungen fortgesetzter Siedlungspolitik sprechen.
Er leitete von 2012 bis 2015 vor Ort das medico-Büro für Israel und Palästina und arbeitet seit 2016 als Nahostreferent für die Organisation.
Dienstag, 17.11.20 — 19.00 Uhr
Referent: Raif Hussein (Hannover)
Die Konsequenzen des Nationalitätengesetzes für die palästinensischen Staatsbürger*innen Israels. Das heutige Israel – eine differenzierte Betrachtung
Ort: Online-Veranstaltung über Zoom
Israel hat sich in den vergangenen 70 Jahren, politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich, grundlegend verändert. Die deutsche Israel-Politik blieb trotzdem ohne nennenswerte Anpassung an diese Veränderungen und die palästinensische Führung blieb bei der Betrachtung der Entwicklungen auf beiden Augen blind. Raif Hussein unterteilt die Veränderungen in Israel seit der NAKBA und der Gründung des Staates Israel 1948 in drei verschiedene Phasen: Das erste Israel von 1948 – 1977, das zweite von 1978 – 2005 und das dritte von 2006 bis heute. In seinem Vortrag legt er die politischen Veränderungen innerhalb Israels und die Veränderung der israelischen Politik in Bezug auf die Palästinafrage sowie die mögliche Lösung des Konfliktes dar.
Das dritte Israel brüste sich nun offen mit Rassismus und Ausgrenzung. Im besetzten Palästina mit seinen über 700.000 Siedlern führe Israel ein regelrechtes Apartheidsystem ein. Innerhalb Israels haben die verschiedenen rechtsgerichteten Regierungen mehr als 65 Gesetze verabschiedet, die offen die palästinensische Minderheit in Israel diskriminieren, in 995 Ortschaften in Israel dürfen Palästinenser, die israelische Staatsbürger sind, nicht wohnen. Deutschland verwische nun seine historische Verantwortung für die Juden mit dem Schweigen über den Aufbau eines neuen Apartheidsystems. Eines Systems, das von einem Teil der Enkel der Opfer realisiert werde und damit ein anderes Volk um seine elementaren Völkerrechte bringe. Dr. Raif Hussein lebt seit vielen Jahren in Hannover und ist Mitglied des Sprecher*innengremiums der PI. Er leitete auch viele Jahre auf Bundesebene die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft e. V.
Raif Hussein erwähnt in seinem Vortrag zwei Organisationen, auf deren Webseiten zahlreiche Informationen zum institutionellen und bürgerlichen Rassismus zu finden sind: www.adalah.org/en und www.musalaha.org.
Dienstag, 15.12.20 — 19.00 Uhr
Referent: Shir Hever
Warum widerspricht die deutsche Nahostpolitik den selbst proklamierten Rechtspositionen?
Ort: Online-Veranstaltung über Zoom
Viele Menschen, nicht nur hier in Deutschland sondern auch im Nahen Osten fragen sich, warum Deutschland in der Region und auch gegenüber Israel eine Politik betreibt, die seinen proklamierten Rechtspositionen in Bezug auf Menschenrechte und Völkerrecht widerspricht. Einige vermuten, Deutschland fühle sich mit seiner Politik der Staatsraison moralisch von Israel abhängig, andere meinen auch, dass die deutsche Politik in dieser Frage von den USA abhängig sei, es also seine Politik von den transatlantischen Beziehungen abhängig mache. Gibt es auch Erklärungen, die auf eigenständige deutsche Interessen verweisen? Diesen Fragen und Vermutungen will der Referent an diesem Abend nachgehen.
Dr. Shir Hever – wir konnten ihn schon mehrfach als Referenten begrüßen – aus Israel, ist Aktivist und Forscher. Er arbeitet als Journalist für The Real News Network (ein globaler Online-Videonachrichtensender mit Sitz in Baltimore und Toronto) und lebt in Heidelberg. Sein neues Buch ‘The Privatization of Israeli Security’ erschien 2017 bei Pluto Press. Er ist außerdem Mitglied im Vorstand der ‘Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost e.V.’
FORUM-Veranstaltungen 1. Halbjahr 2020
Sonntag, 05.01.2020 — 16.00 Uhr
Referent: Clemens Messerschmid (Ramallah)
50 Jahre Wasser in Palästina – 6 Stationen eines Konflikts
Ort: Freizeitheim Lister Turm
Die Bewirtschaftung der Wasservorräte spielte im historischen Palästina seit jeher eine wichtige Rolle. Das liegt weniger an der Menge der Niederschläge als an deren ungleicher geographischer und jahreszeitlicher Verteilung. Es handelt sich dabei jedoch nicht nur um ein technisches Problem: Der Umgang mit dem Wasser spiegelt auch die jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse. Mehr noch, die Veränderung dieser Verhältnisse findet auch ihren Ausdruck im Wandel des Diskurses, der Rede über das Wasser.
Diese unterschiedlichen Ebenen in ihrer Verknüpfung zu sehen — nämlich die Prinzipien und Zielsetzungen der Wasserbewirtschaftung und ihrer Ideologisierung seit dem 19. Jahrhundert noch unter den Osmanen und später während des britischen Mandats und danach unter israelischer Herrschaft — ist Gegenstand des Referats. Insofern handelt es sich nicht einfach um eine Geschichte des Wassers, sondern des Landes.
Der Referent, Clemens Messerschmid, ist Hydrologe und lebt und arbeitet in Ramallah.
Dienstag, 18.02.2020 — 19.00 Uhr
Referent: Menachem Klein (z.Zt. London)
Jerusalem geteilt, vereint: Das Zusammenleben von Juden und Arabern in Jerusalem seit dem 19. Jahrhundert
Ort: Freizeitheim Vahrenwald
Leider ist die Auffassung sehr verbreitet, dass die Geschichte der Koexistenz von Juden und Arabern schon immer eine Geschichte des Konflikts zweier unversöhnlicher Kulturen gewesen sei. Entspricht das der historischen Realität? Menachem Klein versucht, in seinem Buch ein Bild zu geben vom gemeinsamen Leben von Juden und Arabern in Jerusalem — vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Er beschreibt die späte osmanische Zeit, in der ein intensiver Austausch zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen herrschte, von lebhaften Geschäftsbeziehungen bis zu gemischten Ehen, bevor in der Mandatszeit allmählich Trennung einsetzte. Auch die ungleichen Machtverhältnisse zwischen Juden und Arabern ab 1948 werden hinterfragt. Dabei stützt sich Klein nicht auf offizielle Aufzeichnungen, sondern auf eine bisher kaum bekannte private Welt jüdisch-arabischer Begegnungen, wie sie in Memoiren, Tagebüchern, Biografien und Zeugnissen zu finden sind. “Lives in Common”, so der Titel der englischen Originalausgabe, vereint die Stimmen von Juden und Arabern der letzten 150 Jahre.
Prof.Menachem Klein studierte Nahost- und Islamwissenschaft an der Hebräischen Universität in Jerusalem und ist heute Professor an der Bar-Ilan-Universität. Bei den Friedensverhandlungen 2000 in Camp David gehörte er als Berater zum israelischen Team in der Jerusalem-Frage, 2003 war er Mitunterzeichner der Genfer Initiative, eines alternativen israelisch-palästinensischen Plans zur Lösung des Nahost-Konflikts.
Moderation und Übersetzung: Dr. Daniel Alexander Schacht
Verschoben (Dienstag, 21.04.20 — 19.00 Uhr)
Referent: Raif Hussein (Hannover)
Der rechtliche Status der palästinensischen Bürger*innen Israels
Ort: Freizeitheim Lister Turm
Wenn die Politik des Staates Israel auf Kritik stößt, taucht sehr häufig das Argument auf, Israel sei der einzige demokratische Staat im Nahen Osten. Aber wie passt das zu der Tatsache, dass nicht nur die besetzten Gebiete seit über 50 Jahren unter Militärrecht stehen, sondern dass auch die jüdischen Staatsbürger Israels und die Palästinenser*innen, deren Vorfahren 1948 nicht aus dem neu gegründeten Staat vertrieben wurden, vor dem Gesetz keineswegs gleiche Rechte genießen. Wie der rechtliche Status der palästinensischen Staatsbürger Israels aussieht und wie er sich durch das 2019 verabschiedete “Nationalitätengesetz” nochmals verändert hat, zeigt unser Referent Dr. Raif Hussein auf.
Dienstag, 19.05.20 — 19.00 Uhr
Referent: Riad Othman (Frankfurt/M)
Das israelische Militärregime in den besetzten Gebieten
Ort: Freizeitheim Lister Turm
Wie sieht der Alltag für die palästinensische Bevölkerung unter der israelischen Besatzung aus? R. Othman wird sich in seinem Vortrag mit der Geschichte und der täglichen Realität (wozu u.a. Checkpoints, Sperranlagen, Landnahme, Versagen von Baugenehmigungen und das israelische Militärrecht gehören) der über 50 Jahre währenden Besetzung des palästinensischen Westjordanlandes durch Israel auseinandersetzen und mögliche politische Entwicklungen und Entscheidungen erörtern.
Riad Othman arbeitet zur Zeit als Nahost-Referent von medico international von Berlin aus und hat zahlreiche Beiträge zur aktuellen Situation in Nahost im medico-Blog veröffentlicht.
R. Othman war nach Arbeitsaufenthalten in Uganda, Pakistan und Syrien drei Jahre lang für die Nothilfe-Koordination bei medico zuständig und zuletzt medico-Büroleiter in Ramallah.
Verschoben Dienstag, 16.06.20 — 19.00 Uhr
Referentin: Karin Leukefeld (Bonn/Damaskus)
Die Rolle Israels bei den Konflikten im Nahen Osten
Ort: Freizeitheim Vahrenwald
Neben den zwei “Global Playern” USA und Russland (die Staaten der EU haben Mühe, sich neben den USA eigenständig zu profilieren) stehen sich im Nahen Osten vier regionale Mächte gegenüber: die Türkei, Saudi-Arabien, Israel und der Iran. Ihnen ist gemeinsam, dass sie neben der politischen auch auf die militärische Karte setzen, um ihren Einfluss zu erhalten oder auszudehnen, Saudi-Arabien vor allem im Jemen und die anderen drei vor allem in Syrien und im Irak. Mehrere Fragen stellen sich: Wie eigenständig agieren sie und was sind ihre strategischen Ziele? Wie gestaltet sich ihr Verhältnis zueinander und zu den Global Playern? Israel z.B. gilt als engster Verbündeter des Westens, ist aber auch sehr von ihm abhängig. Welche Auswirkungen hat das für die israelische Außenpolitik in diesem Mächtegeflecht?
Die Referentin, Karin Leukefeld, ist freie Journalistin (in Syrien akkreditiert), berichtet seit Jahren aus dem Nahen Osten, ist Autorin mehrerer Bücher (darunter “Flächenbrand”, mittlerweile in 3. Auflage) und referierte zuletzt im Dezember 2018 zur Lage in Nahost.
FORUM-Veranstaltungen 2. Halbjahr 2019
(in Zusammenarbeit mit der Ländlichen Erwachsenenbildung Niedersachsen e.V.)
Den Flyer mit allen Veranstaltungen des zweiten Halbjahres 2019 finden Sie hier.
Donnerstag, 22.08.19 — 19.00 Uhr
Himmat Zoubi (Berlin)
Die Geschichte Haifas während der Mandatszeit bis nach der Nakba
Ort: Freizeitheim Vahrenwald
Haifa gehört als drittgrößte Stadt Israels zu den bedeutenden Orten des Landes. Bekannt ist es auch als ‘gemischte Stadt’, in der jüdische und palästinensische Israelis zusammenleben. Wie sich die Stadt, die während der Mandatszeit wichtiger Anlaufpunkt für die jüdische Einwanderung war, und das Verhältnis zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen seit der Mandatszeit sowie während und nach der Nakba entwickelt haben, wird Gegenstand des Vortrags sein.
In den Vortrag werden Ergebnisse ihrer Doktorarbeit einfließen, die am Beispiel Haifas die Zerstörung des palästinensischen Stadtraums zwischen 1948 und 1953 durch die veränderten Machtbeziehungen zwischen den Bevölkerungsteilen nach 1948 untersuchte. Diese, so die These, gestalten den städtischen Raum und die soziale Interaktion der Menschen und bewirken so Transformationen in räumlichen sozialen Machtverhältnissen in Haifa.
Himmat Zoubi ist eine palästinensische Forscherin und feministische Aktivistin. Sie schrieb ihre Dissertation zum Thema “Kontrollüberwachung und Alltagsresistenz: Der Fall Haifa während der Militärverwaltung” in der Abteilung für Soziologie und Anthropologie der Ben Gurion Universität. Sie hat zwei Master-Abschlüsse absolviert, einen in Kriminologie an der Hebräischen Universität und einen in Gender Studies an der Bar Ilan Universität. Sie ist Post-Doktorandin am FORUM Transregionale Studien EUME in Berlin.
Donnerstag, 05.09.19 — 19.00 Uhr
Inge Günther (Frankfurt/M)
Im Herzen des Konflikts — Ein Rückblick auf 20 Jahre als Korrespondentin in Jerusalem
Ort: Freizeitheim Vahrenwald
Inge Günther hat über 20 Jahre als Jerusalem-Korrespondentin für deutsche Tageszeitungen gearbeitet, darunter Frankfurter Rundschau und Berliner Zeitung. Für ihre Berichte aus Israel und Palästina wurde sie mehrfach ausgezeichnet, so erhielt sie 2017 den Journalisten-Preis der Deutschen Initiative für den Nahen Osten. Seit 2018 arbeitet sie als “freie” Journalistin in Berlin mit einem zweiten Standbein in Jerusalem.
Inge Günther begann ihre Arbeit in Jerusalem zu einer Zeit, in der der Friedensprozess als unumkehrbar galt. Ein Irrtum. Inzwischen herrscht auf politischer Ebene eisiges Schweigen. Intifada, Sperrmauer und Checkpoint haben die unsichtbaren Mauern aus Angst und Vorurteilen verstärkt. Die israelische Siedlungspolitik hat eine Zwei-Staaten-Lösung verbaut. Die palästinensische Führung ist in zwei Lager gespalten – Hamas in Gaza und Fatah im Westjordanland. Frau Günther berichtet über solche politischen Probleme, aber auch über den Alltag der Menschen in dieser zerrissenen Stadt.
Mittwoch, 09.10.19 — 19.00 Uhr
Abdulkarim Sadi (Nablus)
Auf fremdem Land — Ein Mitarbeiter von B’Tselem berichtet über seine Arbeit in der Westbank/Palästina
Ort: Freizeitheim Lister Turm
Zu der Person und der Tätigkeit des Referenten ein Zitat aus einem Artikel des Münchner Journalisten, Schriftstellers und Menschenrechtsbeobachters Wolfgang Sréter im „Freitag“: „Abdulkarim Sadi hat an der an-Naja Universität in Nablus Psychologie studiert. Seit 14 Jahren arbeitet er als palästinensischer Mitarbeiter für die israelische Menschenrechtsorganisation B’Tselem. Der Name bedeutet „Ebenbild“ und ist dem Alten Testament entnommen. Die Organisation wurde bereits 1989 von Akademikern, Anwälten, Journalisten und Abgeordneten der Knesset gegründet. B’Tselem sieht seine Aufgabe darin, Menschenrechtsverletzungen in den besetzten Gebieten zu dokumentieren, die israelische Öffentlichkeit und den Gesetzgeber darüber zu informieren und zu einer humaneren Gesellschaft beizutragen. Ihr erklärtes Ziel ist es, die israelische Politik in den besetzten Gebieten zu ändern. Wie der Besuch des deutschen Außenministers Gabriel bei Breaking the Silence, Ir Amin und B’Tselem zeigte, hat die Regierung Netanyahu für diese Nichtregierungsorganisation wenig übrig. Abdulkarim Sadi ist für den gesamten Norden der Westbank zuständig, von Tulkarem bis nach Jenin.
Dienstag, 22.10.19 — 19.00 Uhr
René Wildangel (Berlin)
Die Araber und der Nationalsozialismus
Ort: Freizeitheim Lister Turm
Dr. René Wildangel ist Historiker und hat sich in verschiedenen Funktionen mit dem Nahen Osten beschäftigt. Von 2011–2015 hat er das Palästina-Büro der Heinrich-Böll-Stiftung geleitet. Das Thema „Palästina und der Nationalsozialismus“ geht zurück auf die Doktorarbeit, die Wildangel am Berliner Zentrum Moderner Orient (ZMO) angefertigt hat. Gemeinsam mit einigen Kollegen hat er arabische Begegnungen und Erfahrungen mit Nationalsozialismus und Faschismus untersucht. Neben bekannten Kollaborationsbestrebungen fanden sie auch arabische Kritik am Faschismus. Der Vortrag beleuchtet die historische Dimension, aber auch die Art und Weise, wie diese Geschichte von rechtspopulistischen israelischen Historikern und Politikern — nicht zuletzt von Ministerpräsident Netanjahu — instrumentalisiert wird, um palästinensische politische Ansprüche systematisch zu diskreditieren.
Dienstag, 29.10.19 — 19:30 Uhr
“We Are Not Numbers – junge Stimmen aus Gaza”
Szenische Lesung mit Mitgliedern der Theaterwerkstatt und moderiertes Gespräch mit Malak Mattar und Basman Derawi
Ort: Theaterwerkstatt Hannover, Lister Meile 4, 30177 Hannover
Preis: Abendkasse 8,00 €
„Die Welt spinnt“ — „Ich möcht Gaza mögen, es geht aber nicht“ — „Hoffnung“
Unter diesen drei Überschriften versammelt das Buch „We are not numbers“ Bilder, Gedichte und Geschichten von jungen Menschen aus Gaza, entstanden in einem Schreib-Projekt, das es seit 2015 gibt. Jugendliche und junge Erwachsene berichten vom Leben unter der Besatzung, von den Nöten und Freuden des Alltags, von ihrer Wut und ihren Träumen und zeigen uns: Gaza ist mehr als Besatzung und Trostlosigkeit. Die Autor*innen schreiben auf Englisch für den gleichnamigen Blog und werden durch erfahrene Journalist *innen und Autor*innen aus englischsprachigen Ländern beraten, um ihre Englischkenntnisse und Schreibkompetenzen zu fördern. Zwei Teilnehmer*innen aus Gaza stellen uns das Projekt, ihre Texte und Bilder vor: Malak Mattar, sie ist in Gaza geboren, begann 2014 mit dem Malen und lebt derzeit in Istanbul, wo sie dank eines Stipendiums studieren kann. Basman Derawi, er kam mit zwei Jahren aus Kuwait nach Gaza und arbeitet dort als Physiotherapeut für das Gesundheitsministerium. In einem seiner Gedichte heißt es: „Mein Land ist / von den Karten gelöscht / wie ein Fehler / aus dem Gedächtnis der Welt“.
Die Texte werden auf Deutsch vorgetragen, das Gespräch mit den Autor*innen wird auf Englisch mit deutscher Übersetzung geführt.
Hier finden Sie den Veranstaltungsflyer als PDF-Dokument
Büchertisch: Buchhandlung Decius
Veranstalter: Palästina Initiative Region Hannover und Theaterwerkstatt Hannover
Donnerstag, 14.11.19 — 19.00 Uhr
Ursula Philipps-Heck (Denzlingen)
Es geht doch! Von der Überwindung der Kluft zwischen Juden und Palästinensern: Die Friedensschule von Neve Shalom/Wahat-al-Salam in Israel
Ort: Freizeitheim Vahrenwald
Frau Philipps-Heck arbeitet seit den 80er Jahren im Vorstand der ‘Freunde der NSWAS’ mit. Sie hat über die Friedensschule promoviert sowie verschiedene Aufsätze zum Dorf mit seinen Bildungseinrichtungen und zu Problemen des Nahost-Konflikts verfasst. In dem Dorf, das sich direkt an der Grenze zwischen Israel und der Westbank befindet, leben jüdische und palästinensische Familien miteinander, die hebräische und arabische Sprache sind gleichermaßen anerkannt.
Die Referentin wird in ihrem Referat die ‘School for Peace’ (SfP) mit dem Palästina-Konflikt verbinden und anhand von Ausschnitten aus den Interviews von Absolventen der Langzeitkurse der SfP veranschaulichen, mit welchen Vorstellungen die Teilnehmer/innen in die Kurse ‘einstiegen’, was sie dort erleben und welche inneren Prozesse sie durchlaufen. Die Referentin wird erläutern, warum Konzept und Methodik der SfP global einzigartig sind. Der Vortrag soll zeigen, dass ‘Frieden lernen’ – auch in Nahost — über Bildung und Training möglich ist.
Dienstag, 03.12.19 — 19.00 Uhr
Shir Hever (Heidelberg)
Israels neue rechte Freunde
Ort: Freizeitheim Vahrenwald
Auffällig ist in den letzten Jahren, dass die israelische Regierung unter Netanjahu gute Beziehungen zu rechten Regierungen bzw. Bewegungen pflegt — neben Trump z.B. zum ungarischen Ministerpräsidenten Orban, zu Brasiliens Präsident Bolsonaro und mit Gerd Wilders in den Niederlanden oder der österreichischen FPÖ finden sich weitere Freunde in Europa. Unser Referent, Shir Hever, wird dazu u.a. einigen Fragen nachgehen, z.B. welche Rolle der Staat Israel in dem illiberalen Verbund von Regierungen der Rechten und der extremen Rechten spielt, warum die israelische Regierung ihre Außenpolitik in den letzten Jahrzehnten geändert hat, warum Benjamin Netanjahu der Freund rassistischer und antisemitischer Politiker in der Welt geworden ist und auch, welchen Nutzen rechte Politiker aus guten Beziehung mit dem Staat Israel ziehen.
Dr. Shir Hever — wir konnten ihn schon mehrfach als Referenten begrüßen — aus Israel, ist Aktivist und Forscher. Er arbeitet als Journalist für The Real News Network (ein globaler Online-Videonachrichtensender mit Sitz in Baltimore und Toronto) und lebt in Heidelberg. Sein neues Buch ‘The Privatization of Israeli Security’ erschien 2017 bei Pluto Press. Er ist außerdem Mitglied im Vorstand der ‘Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost e.V.’
FORUM-Veranstaltungen 1. Halbjahr 2019
(in Zusammenarbeit mit der Ländlichen Erwachsenenbildung Niedersachsen e.V.)
Den Flyer mit allen Veranstaltungen des ersten Halbjahres 2019 finden Sie hier.
Freitag, 08.02.2019 — 19:00 Uhr
Prof. Dr. Ghaleb Natour (Aachen)
Die palästinensischen Araber Israels zwischen Demokratie und Ethnokratie
Ort: Kulturzentrum Pavillon, Raum 1
Der Autor wurde 1960 in Qalansawa (Israel) geboren, ist Palästinenser, israelischer und deutscher Staatsbürger, lebt seit 1979 in Deutschland, studierte Physik in Heidelberg, arbeitete 18 Jahre als Wissenschaftler in Aachen.Er ist heute Institutsdirektor im Forschungszentrum Jülich und Universitäts-Professor an der RWTH Aachen University. Prof. Natour ist Mitbegründer und Vorstandsvorsitzender des Vereins zur Förderung des Friedens in Israel und Palästina e.V. und Mitbegründer des Bündnisses zur Beendigung der israelischen Besatzung e.V.
Der Autor geht in seinem Vortrag auf historische und aktuelle Hintergründe des israelisch-palästinensischen Konflikts ein, konzentriert sich aber auf die Darstellung der Situation der palästinensischen Araber im Staat Israel in rechtlicher, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht. Er befasst sich mit der Rolle der Staatsgewalt und der Polizei, ferner mit Fragen der Menschenrechte und der Diskriminierung. Er nimmt Stellung dazu, ob sich an der Situation mit dem 2018 von der israelischen Knesset verabschiedeten “Gesetz der Nation” etwas verändert hat.
Mittwoch, 06.03.19 — 19.00 Uhr
Raif Hussein (Hannover)
Politische Erfahrungen und Möglichkeiten der Vereinigten Arabischen Liste in der Knesset
Ort: Kulturzentrum Pavillon, Raum 2
Kurz vor den israelischen Parlamentswahlen zur 20. Knesset im Jahre 2015 wurde auf Anregung des damaligen Außenministers und Chefs der rechtskonservative Partei „Israel Beitinu“, Avigdor Libermann, die Sperrgrenze für die Wahlen von 2% auf 3,25% erhöht. Das Ziel war, kleinere Parteien am Eintritt ins Parlament zu hindern, darunter auch fast alle arabischen Parteien. Diese Hürde hätte aus dem palästinensischen Sektor vielleicht nur eine einzige Partei durchbrechen können, weshalb sich die vier größten arabischen Bewegungen gezwungen sahen, eine gemeinsame Liste zu gründen. Das Ergebnis der Parlamentswahl waren eine überwältigend höhere Wahlbeteiligung unter der palästinensischen Minderheit und mehr palästinensische Abgeordnete in der Knesset. Mit der Ankündigung des israelischen Premiers, am 9.4.vorgezogene Neuwahlen abzuhalten begannen die Probleme innerhalb der Gemeinsamen Liste, (Aufteilung der Listenplätze, Vorsitz der Liste etc.). Diese Auseinandersetzungen haben die Schlagzeilen erobert. Das Schicksal der GL ist ungewiss. Das alles geschieht nicht in einem leeren Raum sondern in einem Land und in einer Gesellschaft, in der die Rechten und Rechtskonservativen immer mehr Einfluss haben und die Verdrängung der Minderheiten und Nichtjuden in allen Bereichen des Lebens an der Tagesordnung ist. Das politische System und die Parteienlandschaft in Israel ändern sich rasant, davon bleibt die palästinensischen Minderheit nicht verschont. In dem Vortrag werden sowohl die politischen und organisatorischen Veränderungen im israelischen politischen System aufgezeigt als auch deren Einfluss auf die palästinensische Minderheit und die Zukunft der gemeinsamen Liste skizziert.
Mittwoch, 03.04.19 — 19.00 Uhr
Shir Hever (Heidelberg)
Gewerkschaften in Israel
Ort: Freizeitheim Vahrenwald
Im Palästina der Mandatszeit und in Israel spielte die jüdisch-zionistische Gewerkschaftsbewegung eine wichtige Rolle, die weit über rein gewerkschaftliche Aktivitäten hinausging . Dies hing damit zusammen, dass In den Jahren 1904–1977 der „sozialistische Zionismus“ der bedeutendste Zweig der zionistische Bewegung war. In diesem Rahmen wurde 1920 die „Histadrut“, der israelische Gewerkschaftsbund, als exklusiv jüdische Organisation gegründet, um den Aufbau eines jüdisch-zionistischen Gemeinwesens mit zu organisieren. Sie war nach der Staatsgründung 1948 auch der größte Arbeitsgeber in Israel. Erst seit 1964 können palästinensische Staatsbürger Israels Mitglieder werden. Mit der neoliberalen Ausrichtung der Politik wurde die Rolle der Histadrut vor allem seit den 90er Jahren jedoch sehr geschwächt. Sie ist auch nicht mehr die einzige gewerkschaftliche Organisation.
Der Vortrag geht auch auf die Rolle der Gewerkschaften bezüglich der Politik der Besatzung ein.
Dr. Shir Hever aus Israel ist Aktivist und Forscher. Er arbeitet als Journalist für The Real News Network ( ein globaler Online-Videonachrichtensender mit Sitz in Baltimore und Toronto) und lebt in Heidelberg. Sein neues Buch ‘The Privatization of Israeli Security’ erschien 2017 bei Pluto Press.
Mittwoch, 15.05.19 — 19.00 Uhr
Petra Schöning (Bonn)
Präsentation des Berichts von amnesty international zur Lage in Palästina
Ort: Freizeitheim Vahrenwald
Petra Schöning MA, studierte Politikwissenschaft, Neuere Geschichte und Soziologie mit Schwerpunkt Naher Osten. Seit 1995 ist sie Mitglied von Amnesty International und leitet die Koordinationsgruppe Israel und besetzte Gebiete/Palästina. Die Hauptaufgabe der Gruppe besteht im Sammeln und Verbreiten von Informationen über diese Gebiete innerhalb und außerhalb von Amnesty International. Schwerpunkte der Arbeit der Gruppe sind Betreuung und Motivation von AI-Gruppen und deren Versorgung mit Informationen bezüglich Israel/Besetzte Gebiete/Palästinensische Autonomiegebiete.
Die Gruppe erstellt außerdem Rundbriefe mit den neuesten Nachrichten und Entwicklungen in den genannten Gebieten.
Petra Schöning wird am 15. Mai den Bericht der Gruppe für 2018/19 mit Bildmaterial vortragen.
Sonntag, 16.06.19 — 16.30 Uhr
Daoud Nassar (Beit Dschala/Palästina)
Wir weigern uns, Feinde zu sein! - Ein Palästinenser berichtet von seinem gewaltfreien Kampf für Recht und Gerechtigkeit im israelisch besetzten Jordanland
Ort: Stadtteilzentrum Lister Turm
„Wir weigern uns, Feinde zu sein“ — so steht es in Stein gemeißelt auf seinem Land und das ist sein Motto. Daoud Nassar und seine Familie kämpfen um ihren Weinberg südlich von Bethlehem in der besetzten Westbank, der sich seit Generationen im Besitz der Familie befindet und noch immer bewirtschaftet und genutzt wird. Seit 1991 versuchen die Israelis dieses Land zu enteignen, um dort eine neue Siedlung zu gründen. Es gab Angriffe von israelischen Siedlern, die die Familie Nassar attackiert haben, die Bäume zerstörten und versuchten, eine Straße über das Gelände der Nassars zu bauen. Seit über 25 Jahren kämpft die Familie vor Gericht um ihr Recht. Und sie gründete auf ihrem Weinberg das „Zelt der Völker“, eine Begegnungsstätte, die sich als kultureller Ort des Dialogs zwischen Israelis und Palästinensern versteht und ein Treffpunkt für Menschen vieler Nationen geworden ist. Auf dem Gelände gibt es jedoch keine Gebäude (da keine Baugenehmigung), keinen Anschluss an das Stromnetz, an die Wasserversorgung oder öffentliche Straßen. Auf den fünf besetzten Hügeln rings um den Weinberg liegen israelische Siedlungen, schmucke Häuser mit Strom, fließendem Wasser, Swimming Pools, angeschlossen an ein gutes Verkehrsnetz…
Der 44-jährige Nassar, ein palästinensischer Christ, wird über sein außergewöhnliches Projekt berichten und im Anschluss daran Rede und Antwort stehen.
Donnerstag, 20.06.19 — 19.00 Uhr
Irit Neidhardt (Berlin)
O Jerusalem! Welt- und Filmbilder — Über die Verankerung von Palästinabildern in der nordwesteuropäischen Alltagskultur
Ort: Freizeitheim Lister Turm
Von Jerusalem haben alle ein Bild, sei es fotografisch, filmisch, politisch oder eine ganz private Erinnerung. Wenn die Stadt, Palästina, Israel oder das Heilige Land zur Sprache kommen, verläuft die Debatte meist emotionaler als Gespräche über andere Länder; sei es im Privaten oder in der internationalen Politik. Woher rührt der persönliche Bezug? Was macht Jerusalem so bedeutsam?
Die Veranstaltung beleuchtet die fotografische und filmische Präsenz und Bedeutung Jerusalems und Palästinas. Auf mittelalterlichen Landkarten war Jerusalem der Nabel der Welt. Biblische Szenen aus Palästina hatten ihren festen Platz in der Malerei, die seit der Erfindung des Drucks als Massenware in den eigenen vier Wänden hing. Mit der Erfindung der Fotografie fanden diese Motive Eingang in die industrialisierte Bilderwelt. Mittels der Fotografie suchte die Kirche den biblischen Text wissenschaftlich zu belegen, Filme gaben und geben seit der Erfindung des Mediums 1896 vor, die Wirklichkeit vor Ort wahrheitsgetreu darzustellen. Nur wer im Besitz der neuen Maschinen zum technischen Abbild war hatte und hat massentaugliche Definitionsmacht darüber, was Palästina sei. Erst in den späten 1960er Jahren begannen palästinensische Filmschaffende damit, eigene Werke herzustellen, bis heute sind diese jedoch marginal.
Irit Neidhardt ist Filmproduzentin und betreibt u.a. die Verleih- und Vertriebsfirma mec film (middle eastern cinemas) für Filme aus dem Nahen Osten und Nordafrika. Ein Vortrag mit Fotos und Filmbeispielen.
FORUM-Veranstaltungen 2. Halbjahr 2018
(in Zusammenarbeit mit der Ländlichen Erwachsenenbildung Niedersachsen e.V.)
Montag, 27.08.2018 — 19.00 Uhr
Florian Giesel (EAPPI)
Leben und Arbeit für Menschenrechte
Ort: Freizeitheim Lister Turm
Florian Giesel, Student der Theologie, wird von seiner Tätigkeit als Beobachter des Ökumenischen Weltkirchenrats (EAPPI) in den besetzten Gebieten berichten. Das Ziel dieses Aufenthalts war für ihn, die schwierige Situation in Israel und Palästina verstehen zu lernen. Die meiste Zeit lebte und arbeitete er in Bethlehem und den umliegenden Dörfern. Er sprach mit den Menschen dort über ihre Lebenssituationen und bekam nach eigenen Angaben so eine Vorstellung davon, was es für sie bedeutet, in der Westbank zu leben, die seit über 50 Jahren von Israel besetzt wird.
Dienstag, 18.09.2018 — 19.00 Uhr
Shir Hever (Heidelberg): Der Aufbau der Institutionen des Jischuws während der Mandatszeit
Ort: Freizeitheim Lister Turm
Die Beschäftigung mit dem Aufbau der Institutionen des Jischuw, der jüdischen Gemeinschaft in Palästina, ist wichtig, um die Entwicklung hin zur Staatsgründung Israels zu verstehen. Shir Hever wird u.a. die Wurzeln der zionistischen Bewegung und ihre wichtigsten Strömungen skizzieren und darauf eingehen, ob es vor der zionistischen Bewegung schon Juden in Palästina gab und warum die Mehrheit der Juden in der Diaspora zunächst den Zionismus ablehnte. Auch der palästinensische Widerstand gegen die zionistische Besiedlung kommt zur Sprache. Hauptthema jedoch wird die Schaffung der wichtigen Institutionen des Jischuw während der Zeit des britischen Mandats nach dem 1. Weltkrieg sein. Dazu gehören, um nur einige Punkte zu nennen, die Implementierung der hebräischen Sprache, die Rolle der Kibbuzim und der Gewerkschaft Histadrut, die Einführung des Prinzips der ‘jüdischen Arbeit’, der Aufbau bewaffneter Formationen und natürlich die komplizierte Beziehung zur britischen Mandatsmacht.
Dr. Shir Hever aus Israel ist Aktivist und Forscher. Er arbeitet als Journalist für The Real News Network (ein globaler Online-Videonachrichtensender mit Sitz in Baltimore und Toronto) und lebt in Heidelberg. Sein neues Buch ‘The Privatization of Israeli Security’ ist bei Pluto Press erschienen.
Dienstag, 16.10.2018 — 19.00 Uhr
Yehudit Yinhar, Gika Demandt, Martin Forberg (alle Berlin)
Combatants for Peace — Filmvortrag und Diskussion
Ort: Freizeitheim Lister Turm
Yehudit Yinhar – ehemalige israelische Soldatin, jetzt in Berlin lebend – sowie Gika Demandt und Martin Forberg von Combatants for Peace werden uns im Rahmen des FORUMs den Film Disturbing the Peace (dt:. den Frieden stören) zeigen. Der Film begleitet filmisch die Combatants bei ihren gewaltlosen Aktionen. Dabei fordert er auch die ZuschauerInnen heraus, ihre Einstellungen, Narrative und ihren eigenen Beitrag für eine gerechtere Welt zu reflektieren.
Combatants for Peace ist eine von Israelis und Palästinensern gegründete Graswurzelbewegung — zum großen Teil ehemalige israelische SoldatInnen und ehemalige palästinensische Paramilitärs — , die sich in Israel und in den besetzten palästinensischen Gebieten durch gewaltlosen Widerstand für eine friedliche Lösung des Nahostkonflikts — mit Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates neben Israel — einsetzt.
Dienstag, 06.11.2018 — 19.00 Uhr
Ahmed Sukker, Fidaa Zaanin (Gaza/Berlin)
Power Relations in Gaza — Vortragsabend zu politischen Machtstrukturen und zivilgesellschaftlichen Initiativen
Ort: Freizeitheim Vahrenwald
Der Gazastreifen ist vor allem dann in den Medien, wenn der anhaltende asymmetrische Konflikt zwischen der israelischen Regierung und der Hamas in Gaza eskaliert. Weniger ist bekannt über die Machtstrukturen innerhalb des Gazastreifens. Wer sind die entscheidenden Akteur*innen und wie verhalten sie sich zueinander? Ahmed Sukker aus Gaza-Stadt, Research Fellow am Zentrum Moderner Orient, wird in einem Vortrag Einblicke in die Strategie und den Organisationsaufbau der politischen Bewegungen Hamas, Fatah und Islamischer Jihad geben.
Im zweiten Teil der Veranstaltung wird die Akademikerin und Aktivistin Fidaa Zaanin aus Gaza-Stadt in ihrem Vortrag analysieren, wie sich — auch auf dem Hintergrund der israelischen Blockadepolitik - gesellschaftliche Strukturen durch die autoritäre Herrschaft der Hamas verändern. Im Anschluss an die Vorträge laden wir Sie und Euch herzlich ein mitzudiskutieren.
Eine Veranstaltung der Stiftung Leben und Umwelt / Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachsen in Kooperation mit der Palästina Initiative Region Hannover und Alsharq.
Dienstag, 13.11.2018 — 19.00 Uhr
Roni Keidar (Netiv HaAsara / Israel)
Gaza und Sderot — Leben beiderseits der Grenze
Ort: Freizeitheim Lister Turm
Roni Keidar ist eine Aktivistin der Organisation “Kol Acher” (= die andere Stimme), die im Grenzgebiet der Gaza-Sioderot-Region arbeitet. Sie spricht über ihre Lebenserfahrungen und wie diese sie zur Friedens-Aktivistin und Kämpferin für die Menschenrechte formten. Sie bezieht sich dabei auf die Situation und die Erfahrungen auf beiden Seiten der Grenze, in Israel wie in Gaza.
Nachtrag: Roni Keidar hat zu der Veranstaltung und zu ihrer Tournee durch Norddeutschland einen Blog (auf Englisch) verfasst, den Sie hier nachlesen können.
In Kooperation mit der Stiftung Leben und Umwelt / Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachsen und Alsharq.
Diese Veranstaltung findet statt im Rahmen von „Menschenrechte grenzenlos – Bündnis Hannover“. Näheres zum Programm des Bündnisses mit den Veranstaltungsterminen, zur Presseerklärung und zur Bündniszeitung auf unserer Website unter Aktuelles
Dienstag, 18.12.2018 — 19.00 Uhr
Karin Leukefeld (Bonn/Damaskus)
Die Lage in Nahost
Ort: Freizeitheim Vahrenwald
Im Nahen Osten — nicht eurozentrisch ausgedrückt: in Westasien — und hier besonders im Krieg in Syrien — herrscht zur Zeit eine sehr komplexe Gemengelage unterschiedlicher Interessen sowohl auf weltpolitischer (USA/Russland/EU)und regionaler Ebene als auch innerhalb der jeweiligen Staaten. Verkompliziert werden diese Zusammenhänge dadurch, dass regionale Mächte wie Saudi-Arabien, der Iran wie auch die Türkei nicht mehr einfach nur Marionetten auswärtiger Mächte sind, sondern sich zunehmend Spielräume für die Durchsetzung eigener Interessen verschafft haben. Propagandistische Bemäntelungen der jeweiligen Interessen (‘Werte’)machen das Verstehen der Verhältnisse nicht leichter — Stichwort Frauenrechte in Saudi-Arabien, einem engen Partner des Westens, oder Israel, dessen Regierung einer ganzen Ethnie einen Status minderen Rechts zumisst‑, um nur zwei Beispiele zu nennen. Wofür kämpfen die Akteure? Demokratische Bewegungen in der arabischen Welt haben jedenfalls einen sehr schweren Stand. Der Vortragsabend ist ein Versuch, etwas Licht in die Verhältnisse zu bringen.
Die Referentin, Karin Leukefeld, ist freie Journalistin (in Syrien akkreditiert), berichtet seit Jahren aus dem Nahen Osten, ist Autorin mehrerer Bücher (darunter ‘Flächenbrand’, mittlerweile in 3. Auflage) und referierte zuletzt im Januar 2016 bei uns zum Thema ‘Saudi-Arabien als Stabilitätsanker’.
FORUM-Veranstaltungen 1. Halbjahr 2018
Dienstag, 16.01.2018 — 19.00 Uhr
Shir Hever (Heidelberg)
Die Rolle des Militärs in der israelischen Gesellschaft
Ort: Freizeitheim Lister Turm
Die israelische Politik begreift sich als Sicherheitspolitik, was auf den ersten Blick eine bedeutende Rolle des Militärs impliziert. Interessant ist nun, wie sich diese Rolle gestaltet und welche Tendenzen sich abzeichnen. Dazu wird der Referent mit einigen Thesen Stellung nehmen:
- Die israelische Gesellschaft werde durch die neoliberale Transformation weniger militaristisch.
- Es gebe Konflikte zwischen den hohen Offizieren der Armee (und anderer Sicherheitsinstitutionen) und der Regierung.
- Die Rolle der Besatzung als “Labor” für israelische Sicherheitstechnologie gehe zurück, weil die israelische Technologie nicht in der Lage sei, den palästinensischen Widerstand zu stoppen.
- Durch eine Serie von Krisen in den letzten drei Jahren werde deutlich, dass die israelische Gesellschaft sich spalte, Kräfte außerhalb der Armee streben nach dem Recht, Gewalt ausüben zu dürfen. Das fördere die Privatisierung der israelischen Sicherheitsorganisationen.
Dr. Shir Hever aus Israel ist Aktivist und Forscher. Er arbeitet als Journalist für The Real News Network (ein globaler Online-Videonachrichtensender mit Sitz in Baltimore und Toronto) und lebt in Heidelberg. Sein neues Buch The Privatization of Israeli Security ist bei Pluto Press erschienen.
Mittwoch, 25.04.2018 — 19.00 Uhr
Sabine Hofmann (Berlin)
Die Wirtschaftspolitik der Autonomiebehörde
Ort: Freizeitheim Vahrenwald
In der „State of Palestine. National Policy Agenda 2017–2022“ von 2016 benennt die palästinensische Führung (PA) zehn nationale Prioritäten als Teil des proklamierten Staatsbildungsprozesses, darunter „sustainable development“ (nachhaltige Entwicklung) und „economic independence“ (wirtschaftliche Unabhängigkeit). Den programmatischen Zielen der PA steht jedoch die Alltagserfahrung von Millionen Palästinenserinnen und Palästinensern in den besetzten palästinensischen Gebieten angesichts der strukturellen Abhängigkeit von der israelischen Wirtschaft und der internationalen Gebergemeinschaft sowie des „disaster capitalism“ (Katastrophenkapitalismus, nach Toufic Haddad) gegenüber. Unter Beachtung der den politischen Rahmen bildenden Prozesse und Ereignisse seit der Unterzeichnung der Vereinbarungen, die auf den Gesprächen zwischen palästinensischen und israelischen Unterhändlern in Oslo 1993 aufbauten, soll an diesem Abend die wirtschaftspolitische Tätigkeit der PA näher betrachtet werden. Fragen hierbei sind unter anderen:
Welche politökonomischen Programmatiken verfolgen die PA und die PLO und welche Entwicklungsmodelle vertreten sie? Welche konkreten wirtschaftspolitischen Maßnahmen führ(t)en sie durch mit welchen entwicklungspolitischen Ergebnissen und gesellschaftlichen Folgen? Welche Initiativen gibt es im privatkapitalistischen Unternehmenssektor? Welche alternativen Entwicklungsvorschläge werden in der Zivilgesellschaft und in der Wissenschaft diskutiert?
Dr. Sabine Hofmann lehrt am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften der FU Berlin. Ihre Forschungsgebiete sind u.a. Wirtschaft, Politik und Gesellschaft Israels und Palästinas und deren Außenbeziehungen.
Donnerstag, 31.05.2018 — 19.00 Uhr
Sami Hussein (Jerusalem/Hildesheim)
Die Gesundheitsversorgung in Palästina
Ort: Freizeitheim Vahrenwald
Wie sieht die Gesundheitsversorgung im besetzten Palästina aus und wie ist sie organisiert? Darüber wird im Rahmen der Veranstaltung informiert.
Prof. Dr. Sami Hussein ist Neurochirurg. Er hat das Alma-Kasaf-Krankenhaus in Ost-Jerusalem aufgebaut und ist dort Chefarzt. Davor wirkte er an der Medizinischen Hochschule Hannover und war Chefarzt des Städtischen Krankenhauses Hildesheim. Er war früher Vorsitzender und ist jetzt Ehrenvorsitzender der Palästinensischen Gemeinde in Deutschland.
Montag, 18.06.2018 — 19.00 Uhr
Tsafrir Cohen (Tel Aviv)
Die Haltung der israelischen Politik gegenüber einer sich verändernden Region
Ort: Kulturzentrum Pavillon, Lister Meile 4
Tsafrir Cohen wurde 1966 in Israel geboren , wuchs in Israel und Kanada auf und lebte ab 1986 in Berlin. Er studierte Politik- und Literaturwissenschaft sowie Islamwissenschaft und arbeitete zunächst als Journalist. 2007 bis 2010 war er Büro-Leiter von medico international in Ramallah (Palästina) und anschließend Öffentlichkeitsreferent von medico in Frankfurt. Heute ist Cohen Büroleiter der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Tel Aviv.
Als profunder Kenner der gesellschaftlichen und politischen Situation in Nahost wird Cohen in seinem Vortrag angesichts des Syrien-Krieges und der ‚Konkurrenz‘ der Regionalmächte Saudi Arabien, Iran und Israel die sich ständig verändernden Machtverhältnisse analysieren und insbesondere die politischen Zielperspektiven Israels aufzeigen und beurteilen. Nicht zuletzt wird dabei die mögliche Veränderung der Konflikt-Situation zwischen Israel und Palästina eine Rolle spielen.
Hier finden Sie einen aktuellen Artikel von Tsafrir Cohen auf Marx21
FORUM-Veranstaltungen 2. Halbjahr 2017
Den Flyer mit allen Veranstaltungen von August bis Dezember können Sie hier herunterladen.
Dienstag, 22.08.2017 — 19.00 Uhr
Clemens Messerschmid (Ramallah)
Landwirtschaft in Israel und Palästina
Ort: Freizeitheim Lister Turm
Clemens Messerschmid ist Hydrogeologe in Ramallah und ausgewiesener Spezialist zum Thema Wasser in der Region. Er arbeitete, bevor er sich selbständig machte, mehrere Jahre für die GTZ. Bei seinen Vorträgen, auch in Hannover, hat er sich über das Ungleichgewicht bei der Verfügung über das Wasser im besetzten Palästina geäußert, so auch in diversen Medien (Süddeutsche Zeitung, Neue Züricher Zeitung u.a. und im August 2016 in der tagesschau der ARD).
In seinem Vortrag wird diesmal nicht das Wasser im Mittelpunkt stehen sondern die Landwirtschaft zwischen Mittelmeer und Jordan. Ausgehend von einer Powerpoint-Präsentation des israelischen Landwirtschaftsministeriums zu diesem Thema wird Clemens Messerschmid gängige Vorstellungen z.B. über die ökonomische Bedeutung der Landwirtschaft, ihre Effizienz, Ressourcenverbrauch aber auch über die Rolle der Kibbuzim und der Siedlungen heute unter die Lupe nehmen.
Dienstag, 05.09.2017 — 19.00 Uhr
Tamar Amar-Dahl (Berlin)
Das zionistische Israel und die Palästina-Frage:
Ideologie, Konflikt und Besatzung im Heiligen Land
Ort: Stadtteilzentrum Ricklingen
Frau Dr. Tamar Amar-Dahl wurde1968 in Israel geboren. Ihr Vater war ein angesehener Rabbiner in Nord-Israel. Amar-Dahl absolvierte in Israel den zweijährigen Militärdienst. Sie studierte Geschichte, Philosophie und General Studies in Humanities der Universität Tel Aviv. Sie verließ Israel 1996 wegen der politischen Lage und promovierte am Historischen Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Von 2009 bis 2012 war sie Lehrbeauftragte an der Humboldt-Universität Berlin. 2012/13 war sie Junior-Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald. 2010 erschien ihr Buch: Shimon Peres: Friedenspolitiker und Nationalist und 2012: Das zionistische Israel.
Frau Amar-Dahl wird in ihrem Vortrag davon ausgehen, dass Israel an seinem Gründungsmythos des Zionismus, der sich im 19.Jahrhundert die Schaffung eines Judenstaates zum Ziel setzte, bis in die Gegenwart festhält. Der Nahost-Konflikt muss ihrer Ansicht nach aus dieser Perspektive gesehen und interpretiert werden. In diesem Zusammenhang ist sowohl die seit 1967 andauernde Besatzung Palästinas wie auch die Weigerung, einen Staat Palästina anzuerkennen, zu sehen. Zu klären wäre, ob und inwieweit der aktuelle Konflikt um die ‚Hoheit‘ über den Tempelberg dem zuzuordnen ist.
Montag, 18.09.2017 — 19.30 Uhr Freizeitheim Lister Turm, Raum 16
Ehud Krinis (Villages Group, Israel)
Israelisch-palästinensische Zusammenarbeit unter der Realität der Besatzung
Ort: Freizeitheim Lister Turm, Raum 16
Ehud Krinis ist Sprecher der israelischen Villages Group, die die Pflege persönlicher Freundschaften zwischen Israelis und Palästinensern seit 2002 als einen Weg sieht, der Trennungspolitik der Regierung entgegen zu wirken. Durch den Aufbau tiefer persönlicher vertrauensvoller Beziehungen und konkrete technische Unterstützung setzen sie sich für Gleichheit und Gegenseitigkeit ein inmitten der asymmetrischen Realität von Besatzungsmacht und Besetzten. Schwerpunkt ihrer Arbeit sind die Dörfer in den South Mt.Hebron Hills.
Der Vortrag ist in englischer Sprache mit Übersetzung.
Mittwoch, 25.10.2017 — 19.00 Uhr
Sabine Hofmann (Berlin)
Wirtschaftsbeziehungen der EU und Israels
Ort: Freizeitheim Linden
In ihrem Vortrag wird Sabine Hofmann zur Einführung in das Thema die Struktur und Bereiche der Wirtschaftsbeziehungen zwischen der EU und Israel sowie Palästina darlegen. Danach wird sie die Abkommen erläutern, die diese Beziehungen regeln.
Dr. Sabine Hofmann lehrt am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften der FU Berlin. Ihre Forschungsgebiete sind u.a. Wirtschaft, Politik und Gesellschaft Israels und Palästinas und deren Außenbeziehungen.
Verschoben auf den 18. Juni 2018 (Sonntag, 12.11.2017)
Tsafrir Cohen (Tel Aviv)
Die Haltung der israelischen Politik gegenüber einer sich verändernden Region
Ort: Pavillon
Tsafrir Cohen wurde 1966 in Israel geboren , wuchs in Israel und Kanada auf und lebte ab 1986 in Berlin. Er studierte Politik- und Literaturwissenschaft sowie Islamwissenschaft und arbeitete zunächst als Journalist. 2007 bis 2010 war er Büro-Leiter von medico international in Ramallah ( Palästina) und anschließend Öffentlichkeitsreferent von medico in Frankfurt. Heute ist Cohen Büroleiter der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Tel Aviv.
Als profunder Kenner der gesellschaftlichen und politischen Situation in Nahost wird Cohen in seinem Vortrag angesichts des Syrien-Krieges und der ‚Konkurrenz‘ der Regionalmächte Saudi Arabien, Iran und Israel die sich ständig verändernden Machtverhältnisse analysieren und insbesondere die politischen Zielperspektiven Israels aufzeigen und beurteilen. Nicht zuletzt wird dabei die mögliche Veränderung der Konflikt-Situation zwischen Israel und Palästina eine Rolle spielen.
Dienstag, 21.11.2017 — 19.00 Uhr
Jeff Halper (Jerusalem)
Buchvorstellung:
“War against the People – Israel, the Palestinians and Global Pacification”
Ort: Freizeitheim Lister Turm
Jeff Halper arbeitete als Professor für Anthropologie an den Universitäten von Haifa und Beerscheba. 1997 war er Mitbegründer des Israelischen Komitees gegen Hauszerstörungen (ICAHD). Er ist einer der Hauptorganisatoren der Initiative Free Gaza.
Die Ausgangsfrage für sein Buch ist, warum Israel trotz der vielfältigen Probleme die Besatzung nicht aufgibt und es trotz Besatzung und UN-Resolutionen wegen Menschen- und Völkerrechtsverletzungen doch Unterstützung bzw. Duldung seitens der USA und der EU bekommt. Seine These, die er im Buch untermauern will, ist, dass Israel ein Musterbeispiel für ‘Sicherheitspolitik’ sei, die für die westlichen Staaten im Kontext ihrer globalen Strategie bei Konflikten gegenüber und in den Ländern (im Sinne von Bevölkerungskontrolle) des Südens von allgemeiner Bedeutung sei.
Donnerstag, 30.11.2017 — 19.00 Uhr
Annette Groth (Stuttgart)
Palästina – Vertreibung, Krieg und Besatzung:
Wie der Konflikt die Demokratie untergräbt
Ort: Freizeitheim Vahrenwald
Seit Israel die palästinensischen Gebiete und Ost-Jerusalem besetzt hält, werden Palästinenser/innen aus ihren Heimatorten vertrieben, ihrer Rechte und ihres Besitzes beraubt. In dem Buch »Palästina – Vertreibung, Krieg und Besatzung« werden neben dem Siedlungsbau, der Situation von Kindern in israelischen Gefängnissen, der massiven Einschränkung der Bewegungsfreiheit durch Checkpoints und Mauer, auch die Lage in Gaza, die Rolle der UNO und der Abbau demokratischer Rechte in Israel und Palästina erörtert. Die Autorinnen und Autoren aus Israel, Palästina, den USA und Deutschland zeigen die Legitimität des zivilen Widerstands gegen die Verletzung von Völkerrecht und Menschenrechten auf. Sie wollen zu einer Versachlichung der emotional aufgeladenen Debatte beitragen, die gerade in Deutschland oft ohne Faktenkenntnis (und gepaart mit Antisemitismusvorwürfen, um die öffentliche Debatte zu verhindern) geführt wird. Annette Groth, 2009 bis 2017 Mitglied des Deutschen Bundestages für die Partei Die Linke und eine der Herausgeberinnen des Bandes, stellt die Inhalte und Thesen des Buches vor.
Mittwoch, 13.12.2017 — 19.00 Uhr
Christoph Dinkelaker (Berlin)
Wenn Diplomatie scheitert — Strategien der Konfliktbearbeitung aus der Zivilgesellschaft
Ort: Freizeitheim Vahrenwald
Christoph Dinkelaker ist Blogger, Journalist und politischer Analyst mit Schwerpunkt Nahost. Er hat Islam- und Politikwissenschaften studiert, mit reicher Erfahrung in arabischen Ländern und Israel und lebt seit 2014 in Berlin. Er organisiert und leitet politische Studienreisen in den Nahen Osten. 2005 gründete Christoph Dinkelaker zusammen mit Christoph Sydow und Robert Chatterjee das Portal Alsharq (arabisch : Der Osten). Motivation dafür war ihre Wahrnehmung, dass Nachrichten über den Nahen Osten in deutschen Medien häufig verkürzt und aus eurozentrischer Perspektive dargestellt werden. Im Jahr 2013 wurde der Blog für den Grimme-Online-Award nominiert. Zwischen 2011 und 2014 war Christoph Dinkelaker bei der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem Willy-Brandt-Zentrum in Jerusalem tätig.
Nach dem Scheitern aller sog. Friedensgespräche, da die asymmetrischen Machtverhältnisse: Israel als dominierende Militärmacht des Nahen Ostens einerseits und Palästina als von Israel besetztes Land andererseits — keine Verhandlungen ‘auf Augenhöhe‘ möglich machen, stellt sich die Frage nach neuen Ansätzen. Christoph Dinkelaker wird in seinem Vortrag Strategien der Konfliktbewältigung bzw. ‑lösung behandeln, die aus der Zivilgesellschaft entwickelt wurden. Von den internationalen Medien wenig beachtet haben sich z.B. sowohl in der israelischen wie auch in der palästinensischen Gesellschaft Menschenrechtsgruppen und Initiativen gebildet, die, außer dass sie die gegenseitigen Feindbilder und ideologischen Barrieren abbauen wollen, auch eine politische Lösung des Konflikts erreichen möchten. Im anschließenden Gespräch werden die Chancen dieser Ansätze zu diskutieren sein.
Diese Veranstaltung ist der Beitrag der Palästina Initiative zum diesjährigen “Bündnis Hannover — Tag der Menschenrechte”. Mehr dazu im Bereich Aktuelles.
FORUM-Veranstaltungen 1. Halbjahr 2017
Den Flyer mit allen Veranstaltungen von Januar bis Juni können Sie hier herunterladen.
Dienstag, 10.01.2017 — 19.00 Uhr
Ort: Freizeitheim Vahrenwald
Referentin: Abir Kopty (Berlin):
Kreativer ziviler Widerstand israelischer und
palästinensischer Gruppen gegen die Besatzung
Frau Abir Kopty ist israelische Staatsbürgerin palästinensischer Herkunft und war Stadtverordnete in Nazareth. Sie studierte in London politische Kommunikation und promoviert zurzeit in Berlin.
Abir Kopty wird über die vielfältige Realität des in der Öffentlichkeit wenig beachteten praktizierten Widerstands gegen die israelische Besatzung berichten. Ziviler Widerstand bedeutet – nach den Worten von Frau Kopty – Widerstand zu leisten, indem man bleibt und nicht weicht (to resist by existence), das heißt z.B., auch unter der Besatzung das Land weiter zu bearbeiten, Häuser nach der Zerstörung wieder aufzubauen, aber auch Widerstand gegen den Mauerbau auzuüben.
Dienstag, 21.02.2017 — 19.00 Uhr
Ort: Kulturzentrum Pavillon
Referent: Raif Hussein (Hannover)
Die politische Partizipation der palästinensischen Minderheit in Israel
Wenn über das politische Geschehen in Israel berichtet wird, ist die palästinensische Minderheit, die immerhin fast 20% der Bevölkerung ausmacht, kaum im Blickfeld. Dabei ist ihre Vertretung in der Knesset mit 13 von 120 Sitzen ein gewichtiger Teil der Opposition und ein spannendes Experiment: Gezwungen durch die erhöhte Sperrminorität, die die kleinen (vor allem palästinensischen) Parteien aus der Knesset ausschließen sollte, rauften sich 2015 die unterschiedlichen Strömungen von Moslembrüdern über säkulare Nationalisten und Liberale bis hin zu Kommunisten zu einer Vereinten Liste zusammen. Wie ist es ihnen gelungen, eine gemeinsame Plattform zu finden und wie sieht diese aus? Funktioniert die Zusammenarbeit und kann die Liste die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen? Ist sie gar eine erfolgreiche Übung in Pluralismus und kann damit auf den jüdischen Teil der Gesellschaft ausstrahlen?
Raif Hussein, Politikwissenschaftler und Soziologe, ist Präsident der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft (DPG e.V.) und im Sprecherrat der Palästina-Initiative Region Hannover
Dienstag, 14.03.2017 — 19.00 Uhr
Ort: Freizeitheim Vahrenwald
Referent: Helmut Neddermeyer (Hannover)
Staat Palästina und das Völkerrecht
Bekanntlich wurde der ‘Staat Palästina’ 2012 von der UN-Generalversammlung mit 138 gegen 9 Stimmen anerkannt und erhielt – wie der Vatikan – Beobachter-Status. Unabhängig davon wird die völkerrechtliche Verbindlichkeit einer Anerkennung Palästinas als Staat international kontrovers diskutiert: Welche Chancen und welche Einschränkungen beinhaltet dieser Status? Können die palästinensischen Gebiete (Westjordanland,Gaza, Ost-Jerusalem) als staatliche Einheit gelten? Gibt es verbindliche Grenzen? Übt die Palästinensische Regierung angesichts der israelischen Besatzung (83% des Westjordanlands sind unter voller oder teilweiser Kontrolle Israels) ein ausreichendes Maß an Staatsgewalt aus? Wird State of Palestine tatsächlich international anerkannt? Diese und andere Fragen sollen in dem Referat erörtert werden.
Den Text des Vortrags können Sie hier herunterladen.
Donnerstag, 27.04.2017 — 19.00 Uhr
Ort: Freizeitheim Linden
Referentin: Katja Hermann (Berlin)
Wahrnehmung und Erfahrung der Besatzung in Israel und in den palästinensischen Gebieten
Wenn von der Gewalt im palästinensisch-israelischen Konflikt die Rede ist, dann fehlen in der Darstellung oft Hinweise auf die Hintergründe. Die tagtägliche Gewalt, der die palästinensische Bevölkerung ausgesetzt ist, bleibt meist unbeachtet, ebenso die jahrzehntelange Besatzung mit ihren Strukturen und Auswirkungen wie z.B. Entrechtung und Enteignung, gewalttätige Übergriffe, Inhaftierungen ohne Gerichtsverfahren sowie weitreichende Einschränkungen der Bewegungsfreiheit. Die Besatzungssituation bleibt das zentrale Anliegen in der palästinensischen Gesellschaft. In der israelischen Öffentlichkeit hingegen kommt die Besatzung kaum in den Analysen vor, die der Öffentlichkeit präsentiert werden. Auch die schleichende Verdrängung der PalästinenserInnen aus Ost-Jerusalem ist kein Thema, obwohl sie der unmittelbare Beweggrund für die Eskalation (wie die Messerangriffe) ist. Die Attacken wirken so auf die israelischen BürgerInnen fast zwangsläufig als Ausbruch irrationalen Hasses der PalästinenserInnen, die lediglich mit sicherheitstechnischen Gegenmaßnahmen beantwortet werden können. Katja Hermann wird darauf eingehen, welche Auswirkungen dieser Zustand auf die beiden Gesellschaften hat. Sie ist Islamwissenschaftlerin und Mediatorin, leitete ab 2012 das Palästina-Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Ramallah und ist jetzt Leiterin des Referats Asien der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin.
Donnerstag, 11.05.2017 — 19.30 Uhr
Ort: Stadtbibliothek Hannover, Hildesheimer Straße
Eintritt: 5€ / ermäßigt 3€
Referentin: Susan Abulhawa (USA)
Während die Welt schlief — Lesung und Diskussion
Susan Abulhawa, die internationale Bestsellerautorin, liest aus ihren vielfach übersetzten Weltbestsellern in Englisch und Arabisch. Nach zahlreichen Publikationen kam ihr großer Durchbruch mit dem in mehrere Sprachen übersetzten weltweiten Bestseller „Während die Welt schlief“. Ihr letztes großes Werk ist der 2015 erschienene Roman „Als die Sonne im Meer verschwand“. Er setzt die Thematik von Heimatlosigkeit, von Krieg, Frieden und Hoffnung fort. Susan Abulhawa wird begleitet von der Schauspielerin und Rezensentin Soraya Sala, die deutsche Passagen vorträgt. Anschließend gibt es eine Diskussion mit ihr zu ihrem Werk und ihren Erfahrungen und Projekten für Kinder und Jugendliche in Palästina.
Susan Abulhawa wurde in Kuwait als Kind eines palästinensischen Paares aus Ost-Jerusalem geboren, das sich bald nach ihrer Geburt trennte. Sie selbst wurde zunächst zu ihrem Onkel in die USA geschickt, bei dem sie bis zu ihrem fünften Lebensjahr lebte. Anschließend kam sie zu verschiedenen Verwandten nach Kuwait und Jordanien. Im Alter von zehn Jahren nahm man sie nach Jerusalem mit, wo sie in einem Waisenhaus unterkam. Im Alter von 13 Jahren kam sie als Pflegekind in die USA, wo sie mit Masterabschluss Neurologie studierte und später zu schreiben begann. Nach einer Palästinareise im Jahre 2000 wurde sie zur politischen Aktivistin.
Die Veranstaltung wird unterstützt von der Stadtbibliothek Hannover
Dienstag, 20.06.2017 — 19.00 Uhr
Ort: Freizeitheim Vahrenwald
Referent: René Wildangel, Amnesty International (Berlin)
Die Menschenrechtspolitik der EU und Deutschlands in
Bezug auf die israelische Besatzung: Anspruch und Realität
In seinem Vortrag wird René Wildangel die Genese deutscher und europäischer Positionen mit Blick auf die Menschenrechtslage seit nunmehr 50 Jahren dauernder Besatzung der palästinensischen Gebiete analysieren. Während die EU regelmäßig den israelischen Siedlungsbau kritisiert und zunehmend deutlich macht, dass sie zwischen israelischem Staatsgebiet und den Siedlungen jenseits der grünen Linie differenziert, gehen die Siedlungspolitik vor Ort und die damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen ungebrochen weiter. Siedlergewalt und Menschenrechtsverletzungen der israelischen Armee, die internationale Organisationen wie Amnesty International oder Human Rights Watch sowie israelische und palästinensische Organisationen immer wieder dokumentieren, bleiben oft straffrei. Nach 50 Jahren werden internationale Maßnahmen benötigt, die über die bloße Verurteilung der Siedlungspolitik hinausgehen. Was wären möglich Instrumente, um menschen- und völkerrechtliche Forderungen umzusetzen?
Wildangel studierte Geschichte, Germanistik, Politikwissenschaften und lernte im Nahen Osten Hebräisch und Arabisch. Er promovierte über die arabisch-palästinensische Wahrnehmung des Nationalsozialismus. Er arbeitete mehrere Jahre in der Berliner Gedenkstätte „Haus der Wannseekonferenz“ und war im Auswärtigen Amt als Länderreferent für den Irak und im Bundestag als Fraktionsreferent für Bündnis 90/Die Grünen angestellt. Von 2012 bis 2015 leitete er das Regionalbüro Palästina und Jordanien der Heinrich-Böll-Stiftung in Ramallah. Seit Mai 2016 ist er Nah- und Mittelostreferent bei der Deutschen Sektion von Amnesty International. Von ihm erschienen zahlreiche Veröffentlichungen in überregionalen Tageszeitungen und im Rundfunk und Fernsehen.
Alle FORUM-Veranstaltungen 2016
Dienstag, 05.01.2016 — 19.00 Uhr
Referentin: Karin Leukefeld (Bonn)
Stabilitätsanker Saudi-Arabien? — Innenpolitik und Rolle in der arabischen und islamischen Welt
Ort: Freizeitheim Vahrenwald, Vahrenwalder Str. 92
Saudi-Arabien ist einer der wichtigsten politischen Akteure im Nahen Osten. Neben Israel der engste Verbündete des Westens, verfolgt das Königreich dennoch auch eine eigene Agenda. Mit seiner rückständigen und extrem strengen Auslegung des Islam, dem Wahabismus, erhält es eine innere Verfasstheit aufrecht, die sich im Widerspruch zu westlichen gesellschaftspolitischen Vorstellungen befindet. Demokratische Bewegungen in der arabischen Welt werden bekämpft. Worin besteht die Grundlage der Zusammenarbeit mit dem Westen und welche Entwicklung wird das Land nehmen? Die Referentin, Karin Leukefeld, ist freie Journalistin und berichtet seit Jahren aus dem Nahen Osten.
Montag, 18.01.2016 — 19.00 Uhr
Referent: Prof. Peter Antes (Hannover)
Muslime, Juden und Christen im historischen Palästina
Ort: Kulturzentrum Pavillon, Lister Meile 4
Prof. Antes hat als Religionswissenschaftler in seiner Lehrtätigkeit an der Universität Hannover wie in zahlreichen Vorträgen und Veröffentlichungen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der drei ‘Buchreligionen’ erforscht und sich stets für einen ‘interreligiösen Dialog’ eingesetzt. Auf dem Hintergrund der aktuellen von Angst und Vorurteilen besetzten politischen und religiösen Debatte kann der Beitrag von Prof. Antes ein ‘klärendes Wort’ sein.
Das Faltblatt mit allen FORUM-Veranstaltungen ab April 2016 zum Herunterladen.
Dienstag, 19.04.2016 — 19.00 Uhr
Referent: Prof. Wilhelm Kempf (Konstanz)
Israelkritik zwischen Antisemitismus und Menschenrechtsidee. Eine Spurensuche
Ort: Freizeitheim Lister Turm, Walderseestr. 100
Prof. Kempf von der Uni Konstanz hat eine empirische sozialwissenschaftliche Untersuchung zu Einstellungen und Denkweisen bezüglich Israel und Antisemitismus sowie Palästina durchgeführt und wird daraus referieren.
Prof. Wilhelm Kempf hat zu dieser Studie nun eine zusammenfassende Pressemitteilung veröffentlicht.
Zudem hat Prof. Kempf ProMosaik ein Interview über die verschiedenen Formen der Israelkritik gegeben.
Zusatztermin: Mittwoch, 11.05.2016 — 20.00 Uhr
Referent: Atef Abu Saif (Gaza)
Lesung “Frühstück mit der Drohne — Tagebuch aus Gaza”
Ort: Medienhaus Hannover e.V., Schwarzer Bär 6
Am 7. Juli 2014 beginnt der bisher letzte der vielen Kämpfe um den Gazastreifen. Inmitten aller Pressestimmen zum Krieg tauchen in der internationalen Presse Tagebuchtexte auf. Ihr Autor Atef Abu Saif, ein in der arabischen Welt bekannter Romancier. Er hält fest, was um ihn herum geschieht. Wie er mit seiner Frau den Alltag bewältigt. Wie er mit der Angst kämpft, wenn vor dem Fenster die Drohne surrt. In 50 Tagebucheintragungen erzählt Atef Abu Saif das Unvorstellbare.
Freitag, 20.05.2016 — 19.00 Uhr
Referentin: Anica Heinlein (Bonn)
‘Entarabisierung’ Ostjerusalems?
Ort: Freizeitheim Vahrenwald, Vahrenwalder Str. 92
Frau Heinlein war als Mitarbeiterin einer NGO in Jerusalem tätig und hat beobachten können, wie die israelischen Behörden durch diverse Maßnahmen eine Verdrängung der arabischen Bewohner/innen Ostjerusalems durchzusetzen versuchen. Sie wird darüber berichten.
Dienstag, 14.06.2016 — 19.00 Uhr
Referent: Andreas Zumach (Genf)
Der Sicherheitsbegriff in Israel im Kontext der internationalen Politik
Ort: Kulturzentrum Pavillon, Lister Meile 4
Andreas Zumach, freier Journalist am Sitz der UNO in Genf und schon mehrfach bei uns als Referent, wird analysieren, welche Rolle der Begriff der ‘Sicherheit’ in der israelischen Innenpolitik spielt.
Freitag, 16.09.2016 — 19.00 Uhr
Referent: Abdallah Abu Rahma (Bil’in / Palästina)
Ein Jahrzehnt ziviler Widerstand im Dorf Bil’in
Ort: Freizeitheim Vahrenwald, Vahrenwalder Str. 92
Abdallah Abu Rahmah ist in Deutschland als langjähriger Aktivist des zivilen palästinensischen Widerstands bekannt geworden, der gegen die Besatzung, die Hauszerstörungen und die Mauer gerichtet ist, die von Israel jenseits seiner international anerkannten Landesgrenzen auf dem im Junikrieg 1967 eroberten Territorium installiert worden ist und die besetzten Gebiete Palästinas durchtrennt.
Im Jahre 2005 rief er im palästinensischen Dorf Bil’in, ca. 12 km westlich von Ramallah gelegen, gemeinsam mit anderen Dorfbewohnern das Bürgerkomitee des friedlichen Volkswiderstands ins Leben, das von ihm seitdem koordiniert und von zahlreichen israelischen und internationalen Menschenrechts- und Friedensorganisation unterstützt wird. Die Mauer trennt das Dorf vom größten Teil der ihm gehörigen Felder. Dokumentiert ist der Widerstand auch in dem Film ‘Five Broken Cameras’. Das Bil’iner Komitee wurde übrigens, gemeinsam mit den Israeli Anarchists Against the Wall, von der Internationalen Liga für Menschenrechte 2008 mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille ausgezeichnet. Im Jahre 2009 verlieh die EU diesem offiziell den Titel „Verteidiger der Menschenrechte“.Abu Rahmah wurde mehrfach verhaftet und verbüßte u.a. eine 15-monatige Gefängnisstrafe, denn schon die Teilnahme an einer Demonstration verstößt gegen die Militärverordnung Israels in den besetzten Gebieten. Palästinensern ist jede Form der Erhebung und der Mobilisierung zum politischen Protest untersagt. Zuletzt kam er frei u.a. unter der Bedingung, eine Kaution von 15 000 Schekel zu zahlen und nicht mehr an Aktivitäten und Demonstrationen teilzunehmen. Abu Rahmeh wird über die Auswirkungen der Besatzung, der Hauszerstörungen und über die Aktionen des Bürgerkomitees berichten.
Dienstag, 18.10.2016 — 19.00 Uhr
Referent: Claus Walischewski (Bremen):
Landnahme und Hauszerstörung im besetzten Palästina
Ort: Freizeitheim Vahrenwald, Vahrenwalder Str. 92
Claus Walischewski aus Bremen ist der Sprecher des deutschen Ablegers des israelischen Komitees gegen Hauszerstörungen (Israelian Committee against House Demolitions — ICAHD). ICAHD wendet sich gegen die Hauszerstörungen als eine Methode der Verdrängung der Palästinenser/innen durch die israelischen Behörden. Sein Sprecher ist Jeff Halper. Das israelische Komitee gegen Hauszerstörungen ist eine Menschenrechts- und Friedensorganisation, die 1997 gegründet wurde, um Israels Besetzung der palästinensischen Gebiete zu beenden. ICAHDs Fokus liegt dabei auf Israels Politik der Zerstörung palästinensischer Häuser in den besetzten Gebieten und innerhalb Israels selbst, sowie auf einer ständigen Analyse der Politik Israels gegenüber den Palästinensern sowie der Situation in den besetzten Gebieten (Website von ICAHD Deutschland). Seit 1967 wurden in den besetzten Gebieten fast 48 500 Bauten zerstört, davon in diesem Jahr ca. 650.
Montag, 7.11.2016 — 19.00 Uhr
Referent: Clemens Messerschmid (Ramallah)
Wasser als Menschenrecht? — Bittere Aussichten für Palästina
Ort: Freizeitheim Vahrenwald, Vahrenwalder Str. 92
(im Rahmen des Bündnisses zum Tag der Menschenrechte)
Clemens Messerschmid ist Hydrogeologe in Ramallah und ausgewiesener Spezialist zum Thema Wasser in der Region.Er arbeitete, bevor er sich selbständig machte, mehrere Jahre für die GTZ. Bei seinen Vorträgen, auch in Hannover, hat er sich über das Ungleichgewicht bei der Verfügung über das Wasser im besetzten Palästina geäußert, so auch in diversen Medien (Süddeutsche Zeitung, Neue Züricher Zeitung u.a. und im August in der tagesschau der ARD). In den Milleniumsentwicklungszielen der Vereinten Nationen und im Aktionsprogramm der Agenda 21 spielt Wasser eine herausragende Rolle. Die WHO hat einen Verbrauch von 100 Liter/Kopf /Tag als Mindestmenge für den Erhalt des Lebens definiert. In Deutschland liegt der durchschnittliche Verbrauch bei 121 Liter pro Kopf und Tag, in Israel bei 270 und in den palästinensischen Gebieten bei ca. 70 Litern. Die Frage ist, wie die Verteilung, die fehlenden Baugenehmigungen für palästinensische Brunnen, Abwasseranlagen und Instandsetzung der Leitungen, die Übernutzung der Grundwasservorkommen durch die intensive Siedler-Landwirtschaft und regelmäßige Zerstörungen von Brunnen und Zisternen die Versorgung beeinflussen. Besonders dramatisch ist die Wassersituation im abgeriegelten Gaza, der dortige Aquifer ist heillos überpumpt und das Wasser zu 95% übersalzen. Clemens Messerschmid wird besonders auf die Lage in Gaza eingehen, aber auch auf die Rolle der deutschen Politik in der Entwicklungszusammenarbeit.
An der Stelle möchten wir Ihnen ein Interview empfehlen, welches Clemens Messerschmid Amnesty International Schweiz gegeben hat.
Dienstag, 15.11.2016 — 19.00 Uhr
Referent: Christoph Dinkelaker (Berlin)
Gibt es Alternativen in der israelischen politischen Führungsschicht?
Ort: Freizeitheim Lister Turm, Walderseestr. 100
(in Kooperation mit der Stiftung Leben & Umwelt — Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachsen)
Es hat den Anschein, dass die israelische Führungsschicht geschlossen hinter der Regierung steht, die konfliktträchtige Politik der Besatzung und Besiedlung Palästinas scheint das Führungspersonal aller wichtigen Parteien zu vereinen, auch der neoliberale Umbau findet wenig Widerstand. Unbestritten ist auch, dass sich der öffentliche Diskurs stark nach rechts verschoben hat. Jedoch gibt es überraschenderweise gerade aus dem Bereich der Geheimdienste und des Militärs andere Stimmen, die gegen die amtliche Politik Vorbehalte äußern.
Christoph Dinkelaker ist Islamwissenschaftler mit reicher Erfahrung in arabischen Ländern und Israel und lebt in Berlin. Er betreibt das Portal ‘AlSharq’. Er moderierte unsere Tagung zu Gaza am 31.10.2015. Er wird der Frage nachgehen, ob und inwieweit es in der israelischen Führungsschicht alternative Vorstellungen zur herrschenden Politik, repräsentiert v.a. von Netanjahu, gibt.
Dienstag, 20.12.2016 — 19.00 Uhr
Referent: Riad Othman (Frankfurt/M):
Politik der Verdrängung im besetzten Westjordanland
Ort: Kulturzentrum Pavillon, Lister Meile 4
Riad Othman leitete drei Jahre lang das Büro der Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international für Israel und die besetzten palästinensischen Gebiete. Die Organisation engagiert sich als seit Jahren auch in den C‑Gebieten der Westbank, die nach wie vor unter völliger israelischer Kontrolle stehen. Die völlige Abhängigkeit der palästinensischen Zivilbevölkerung von der israelischen Besatzungsverwaltung zeitigt im Alltagsleben der bis zu 300.000 Palästinenserinnen und Palästinenser in den C‑Gebieten mitunter desaströse Folgen. Riad Othman wird anhand von Projektbeispielen aus den südlichen Hebronbergen und dem Jordantal über die Mechanismen von Ausschluss und Diskriminierung in den besetzten C‑Gebieten berichten.
2015 und 2016
Faltblatt mit dem Programm der FILISTINA 2016
Tagungsbericht: Das Schweigen brechen über Gaza
Faltblatt Tagung: Das Schweigen brechen über Gaza
Faltblatt FORUM Palästina FORUM September 2015
Themenübersicht FORUM 2. Halbjahr 2015
Themenübersicht FORUM 1. Halbjahr 2015
2013 und 2014
Themenübersicht 2. Halbjahr 2014
Faltblatt FORUM Palästina 2. Halbjahr 2014
Faltblatt Islam und Säkularisierung 2013
Faltblatt FORUM Palästina September 2013
2011 und 2012
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FORUM Palästina 2011–2012 Übersicht
Faltblatt FORUM Palästina 2011
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FORUM Palästina Themen 2009–2010
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Faltblatt FORUM Palästina 2007–2008
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